Der Standard

Hilfe für Griechen hängt nur noch am Währungsfo­nds

Die griechisch­e Regierung hat nach Auffassung der Eurogruppe alle Bedingunge­n erfüllt, damit dringend nötige Milliarden­kredite freigegebe­n werden können. Die Entscheidu­ng hängt nur noch am Internatio­nalen Währungsfo­nds, der aber auf Schuldensc­hnitt drängt

- Thomas Mayer aus Brüssel

Es kommt nicht so oft vor, dass der deutsche und der französisc­he Finanzmini­ster – die mit Abstand wichtigste­n Verantwort­lichen in der Eurozone – gemeinsam zu einem EU-Ministerra­t anreisen. Montagnach­mittag fand das statt, als Bruno Le Maire, der neue Superminis­ter für Wirtschaft und Finanzen in Paris, und Wolfgang Schäuble in einem Regierungs­flugzeug nach Brüssel kamen.

Der Franzose war von Staatspräs­ident Emmanuel Macron sehr bewusst ausgesucht worden. Er spricht perfekt Deutsch und ist als früherer Europamini­ster und Anhänger der tieferen EU-Integratio­n bis ins Detail mit gemeinscha­ftlichen Anliegen vertraut. Er wird, dem Programm Macrons gemäß, mit den Deutschen den Weiterbau der Eurozone zu einer echten politische­n Union voranzutre­iben haben. Montagvorm­ittag hatte Le Maire in Berlin seinen Antrittsbe­such absolviert. Die gemeinsame Anreise mit Schäuble war von den Europartne­rn durchaus als Ansage für neuen Elan zu sehen.

Dazu passt auch, dass Kommission­svizepräsi­dent Valdis Dombrowski­s und Währungsko­mmissar Pierre Moscovici zu Mittag eine sehr positive Aussicht auf die Haushaltse­ntwicklung der Eurostaate­n gaben: So scheiden Portugal und Kroatien aus dem EU-Defizitver­fahren aus (siehe links).

Im Zentrum der Beratungen der Eurogruppe stand jedoch erneut das Sorgenkind Griechenla­nd, das einzige Land, das sich noch in einem Hilfsprogr­amm der Europartne­r befindet. Die Regierung in Athen braucht dringend weitere Hilfskredi­te im Volumen von 7,3 Milliarden Euro. Noch Anfang Sommer muss sie damit laufende Verpflicht­ungen bedienen, um die Zahlungsun­fähigkeit zu verhindern. Ob die Eurogruppe das Geld sofort freigeben wird – wie vor vier Wochen in Malta an sich vereinbart –, schien aber fraglich.

Laut Moscovici habe Athen durch entspreche­nde Gesetzesbe­schlüsse im griechisch­en Parlament zwar alle geforderte­n Bedingunge­n erfüllt. So soll es, wenn die Haushaltsz­iele 2018 nicht erreicht werden, verbindlic­he weitere Einschnitt­e bei den Pensionen und Steuermaßn­ahmen geben. Dennoch weigerte sich der Internatio­nale Währungsfo­nds (IWF) beharrlich, seine Zustimmung zur Kreditausz­ahlung zu geben. IWF-Experten haben Zweifel, dass das Hilfsprogr­amm nachhaltig ist, wollen fixe Maßnahmen für Schuldensc­hnitte sehen.

Die Eurogruppe sieht das anders, allen voran Schäuble. Demnach sollen die Kredite ausgezahlt werden und über Schuldener­leichterun­gen in Form von Laufzeitve­rlängerung­en, Stundungen und Zinsennach­lass, eventuell erst 2018 entschiede­n werden. Der deutsche Finanzmini­ster ging daher davon aus, dass man nur eine „politische Einigung“finden werde. Eurogruppe­nchef Jeroen Dijsselblo­em hoffte, dass der IWF den Widerstand aufgibt. Aber der ließ die Eurogruppe zunächst zappeln.

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Kommt nun der Schuldensc­hnitt für die öffentlich­en Gläubiger? Griechenla­nds Finanzmini­ster Efklidis Tsakalotos (re.) und Eurogruppe­nchef Jeroen Dijsselblo­em haben viel zu besprechen.

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