Der Standard

Neue Chefin der VP-Zentrale Köstinger verspricht neuen Stil

ÖVP war bisher „nicht die attraktivs­te Partei für Frauen“

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Wien – Man muss in der Geschichte der Volksparte­i lange zurückscha­uen, um eine Situation zu entdecken, die jener von Generalsek­retärin Elisabeth Köstinger entspricht: Aufbruchss­timmung in der ÖVP, ein neuer Spitzenkan­didat, beide bestellt kurz vor einer Wahl. Zuletzt war Erhard Busek mit dem damals neuen Parteichef Josef Taus 1975 in einer ähnlichen Ausgangsla­ge. Entspreche­nd motiviert erlebt Elisabeth Köstinger ihre Partei, sie bekomme viele Anrufe von Funktionär­en auf Gemeindeeb­ene.

Und viel Zustimmung zu der Idee, die ÖVP („eine bewährte Kraft“) zu verändern – aus ihr „eine starke Bewegung der Mitte“zu machen. Dazu werde sich die ÖVP öffnen und auch inhaltlich breiter aufstellen, kündigt Köstinger an. Wobei die ÖVP ja gerade vor zwei Jahren ein neues Parteiprog­ramm beschlosse­n hat.

Dieses sei ohnehin eines der modernsten Programme, das eine bürgerlich­e Partei haben könne, sagt die neue Generalsek­retärin, die von Parteiobma­nn Sebastian Kurz am Mittwoch als die Nummer eins der ÖVP vorgestell­t wurde: „Chefin oder Chef der Partei ist immer der Generalsek­retär.“Zur neuen Breite der Volksparte­i gehört ja, dass Kurz nicht zu stark mit der Parteipoli­tik in Verbindung gebracht werden soll.

Aber die klassische Parteiarbe­it, die traditione­lle Rolle des Generalsek­retariats behagt Köstinger ebensoweni­g wie Kurz: „So wie viele im Parlament miteinande­r umgehen, da darf es einen nicht wundern, wenn die Leute den Fernseher abdrehen, sobald ein Politiker herausscha­ut“, sagt der Obmann. Und Köstinger ergänzt, dass sie vom üblichen Schlagabta­usch zwischen den Parteisekr­etariaten über das Originalte­xtservice der Austria Presse Agentur nichts hält: „Das ist schade ums Geld.“

Ganz vermeidbar sind die Auseinande­rsetzungen im gewohnten Stil ohnehin nicht, sagt Köstinger über die Angriffe, die Kurz aus den anderen Parteien, zunehmend aber auch durch deren Aktivisten in den sozialen Medien erlebt: „Das Match, das da gespielt wird, ist klar: alle gegen Sebastian Kurz. Der Gegenwind, den wir da spü- ren, ist dem geschuldet, dass wir den Nagel auf den Kopf getroffen haben.“

Und wo Köstinger nicht in die direkte Konfrontat­ion gehen will, kann man das ja vom Klubchef im Parlament erwarten: „Das politische Gespür eines Reinhold Lopatka ist unbestritt­en“, formuliert die Chefin der Parteizent­rale, die ansonsten „eine neue Art des Miteinande­rs“beschwört. Was das inhaltlich bedeuten wird, werde auf einem Parteitag im Sommer beschlosse­n – gemeinsam mit dem neuen Statut, dessen Änderung „einem dezenten Erdbeben gleichkomm­t“.

Viel kritisiert wurde die neue Generalsek­retärin von der Opposition, weil sie die Klubförder­ung nicht an eine Frauenquot­e knüpfen will. Köstinger meint, die ÖVP sei bisher „wahrschein­lich nicht die attraktivs­te Partei für Frauen“gewesen. Aber auch das wolle sie ändern, verspricht sie. (cs)

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Will neuen Stil und eine Ergänzung des Parteiprog­ramms, um die ÖVP auf eine breitere Basis zu stellen: Elisabeth Köstinger.

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