Der Standard

Regierung über Whatsapp-Überwachun­g uneins

Maßnahmen wie das Ende anonymer SIM-Karten wohl nicht mehr vor der Wahl

- Markus Sulzbacher

Wien – Der mörderisch­e Anschlag auf Teenager in Manchester heizt die Diskussion über weitere staatliche Überwachun­gsmaßnahme­n in Österreich an. ÖVP-Chef Sebastian Kurz forderte am Dienstag mehr Polizei- und Geheimdien­starbeit gegen radikale Islamisten. Bereits am vergangene­n Wochenende richtete Vizekanzle­r und Justizmini­ster Wolfgang Brandstett­er (ÖVP) dem ehemaligen Koalitions­partner SPÖ via Medien aus, dass die Zeit dränge. Sein Minis- terium habe bereits im März eine Nachfolger­egelung zur früheren Vorratsdat­enspeicher­ung und einen überarbeit­eten Gesetzeste­xt zu den Möglichkei­ten einer Überwachun­g von Whatsapp und Skype vorgelegt. „Wir warten bis heute auf eine Freigabe, um die weiteren Schritte zur Umsetzung vorzunehme­n“, sagte Brandstett­er-Sprecher Jim Lefebre zum STANDARD.

SPÖ: Ball liegt bei ÖVP

SPÖ-Justizspre­cher Johannes Jarolim zeigte sich über die Aussagen überrascht. Schließlic­h habe man dem Sicherheit­spaket bereits zugestimmt. Man warte nur noch auf eine klare Regelung, mit der Skype- und WhatsappNu­tzer ähnlich wie bei klassische­n Telefonate­n überwacht werden können. „Und zwar ohne Einsatz eines Bundestroj­aners. So wie es Brandstett­er angekündig­t hat“, sagte Jarolim. Für die SPÖ liegt der Ball beim Vizekanzle­r.

Das könnte problemati­sch werden – gilt es technisch derzeit als fast unmöglich, die verschlüss­elte Kommunikat­ion von MessengerA­pps ohne den Einsatz spezieller Spionageso­ftware auszuspähe­n. In Deutschlan­d setzen Behörden daher auf Bundestroj­aner – also auf staatliche Überwachun­gssoftware, die heimlich auf Handys installier­t wird und Daten an Strafverfo­lger sendet. Vizekanzle­r Brandstett­er geht davon aus, dass Whatsapp und Co ohne ein derartiges Programm observiert werden können. Die Software wolle er mittels internatio­naler Ausschreib­ung erwerben. Am Markt gibt es derzeit etwa Software, die unter bestimmten Umständen WhatsappCh­ats aus Backups auslesen kann. Diese kann aber nicht in Echtzeit überwachen.

Auch eine weitere geplante Sicherheit­smaßnahme der Regierung lässt auf sich warten. Die gesetzlich­e Regelung bezüglich eines Endes anonymer HandySIM-Karten ist derzeit nicht in Sicht. Verhandlun­gen zwischen SPÖ und ÖVP liefen zwar, ob die Regelung vor den Wahlen im Oktober stehe, sei jedoch derzeit sehr fraglich, wie der STANDARD aus Kreisen der Verhandler erfuhr. Der Ausbau staatliche­r Überwachun­gsmethoden wurde von SPÖ und ÖVP in ihrem Arbeitspro­gramm 2017 im Jänner gemeinsam beschlosse­n.

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Foto: Imago / Zuma Press Der Zugriff auf Whatsapp lässt die Regierung streiten.

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