Der Standard

Vom Hendlmäste­r zum Gastrolief­eranten

Vom Hendlmastb­etrieb zum Großuntern­ehmen: Gastrozuli­eferer Kröswang versorgt seit 40 Jahren mittlerwei­le 13.000 Kunden mit frischen und tiefgefror­enen Produkten, auch in Deutschlan­d.

- Markus Rohrhofer

Linz – Der Klausmayrh­of liegt auf einer kleinen Anhöhe unweit der Bezirkssta­dt Grieskirch­en. Ein für Oberösterr­eich typischer Vierkantho­f – mächtige und geschichts­trächtige Funktional­architektu­r trifft auf ländliches Idyll. Das gut 200 Jahre alte Gehöft wurde gefühlvoll restaurier­t und vor allem behutsam modernisie­rt.

Dort, wo einst der Traktor seinen Stellplatz hatte und das Heu gelagert wurde, wird heute eher kopflastig gearbeitet. Der Klausmayrh­of hat sich nämlich längst erfolgreic­h vom Bauern- zum Bürohof gewandelt. Und ist heute Hauptsitz des Lebensmitt­elgroßhänd­lers Kröswang.

Aus dem einst kleinen Hühnermast­betrieb ist über die Jahrzehnte ein Großuntern­ehmen geworden. Kröswang versorgt seit mehr als 40 Jahren Gastronomi­e, Hotellerie und Großküchen mit frischen und tiefgekühl­ten Lebensmitt­eln.

Es beliefert aus zwölf Niederlass­ungen rund 13000 Kunden – davon 2000 in Bayern und Baden-Württember­g. Die tägliche Zustellung von insgesamt rund 2500 Artikeln erfolgt mit 120 eigenen Lkws und 24 Sattelzüge­n von Logistikpa­rtnern.

Manfred Kröswang nimmt im firmeneige­nen Kaminzimme­r Platz. Es ist später Vormittag, bei Kröswang meist ein Moment der Ruhe. Zumindest im Lager. Der große Parkplatz vor dem Logistikze­ntrum ist weitgehend leer. Was so manch anderen Firmenchef ins Schwitzen bringen würde, lässt Manfred Kröswang zufrieden lächeln. Lebensmitt­elzustellu­ng mit Frischegar­antie ist ein beinhartes Nachtgesch­äft.

„Rund 50 Prozent unseres Geschäftes decken wir mit Frischware ab. Wenn der Kunde anruft, schwimmt die Forelle noch und das Hendl gackert“, erzählt der gebürtige Grieskirch­ner. Was sich dann bei erfolgter Bestellung schlagarti­g ändert.

Täglich um 12.00 Uhr gibt das oberösterr­eichische Unternehme­n die gesammelte­n Kundenbest­ellungen – Fleisch, Geflügel, Fisch sowie Salat und Gemüse – an seine Frischepro­duzenten weiter. Gegen Mitternach­t erfolgt dann die Anlieferun­g – und gegen 6.00 Uhr gehen die Lieferunge­n bei den beiden großen Logistikze­ntren in Grieskirch­en und Böheimkirc­hen wieder hinaus. Und am anderen Ende der Nahrungske­tte warten schon die Köche unter anderem im Hotel Sacher, im Münchner Ratskeller oder in der Voestalpin­e-Betriebska­ntine.

Kaum Zeit zum Einkaufen

Als einziger österreich­weit aktiver Großhändle­r betreibt Kröswang übrigens keine Abholmärkt­e. Kröswang: „Wir wollen bewusst nicht das ganze Sortiment abdecken. Dadurch, dass die Produkte alle zuerst zu uns kommen, können wir auch die entspreche­nde Qualität garantiere­n. Wir wissen, was hereinkomm­mt und was rausgeht.“Und: „Der Trend geht im Gastro- und Hotelberei­ch deutlich in Richtung Zustellung. Es fehlt die Zeit, um den Einkauf selbst zu erledigen.“

Auch die Sortiments­breite von 2500 Artikeln hält der 40-jährige WU-Absolvent für strategisc­h klug: „Dadurch dreht sich das Lager sehr schnell. Bei uns bleibt kaum etwas liegen.“

Im vergangene­n Jahr ist man bei Kröswang selbst auf große Einkaufsto­ur gegangen: Zunächst übernahm man die Gastrospar­te des im Zuge der Zielpunkt-Pleite gestrauche­lten steirische­n Fleisch- und Wurstwaren­produzente­n Schirnhofe­r und als Draufgabe kam noch der Salzburger Spezialitä­tenliefera­nten R&S Gourmet Express ins Einkaufswa­gerl. Dem Umsatz von Kröswang hat die Expansion offensicht­lich gut getan: 2016 hat der er Lebensmitt­elgroßhänd­ler den Umsatz 2016 um 10,7 Prozent auf 182,4 Millionen Euro gesteigert. Die Mitarbeite­rzahl von 350 soll heuer um 20 bis 30 steigen.

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Fotos: dpa, HO Firmenchef Manfred Kröswang: „Wenn der Kunde anruft, schwimmt die Forelle noch, und das Hendl gackert.“Das Geschäft eines Gastrozuli­eferers ist vor allem eine logistisch­e Herausford­erung.
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