Der Standard

Opec verlängert Förderbrem­sen

Die Organisati­on erdölexpor­tierender Länder will das Überangebo­t an Öl durch weniger Produktion bekämpfen und hofft auf höhere Preise. Als 14. Land ist Äquatorial­guinea in das Ölkartell aufgenomme­n worden.

- Günther Strobl

Wien – Das Ölkartell Opec ist stärker geworden, zumindest was die Zahl der Mitglieder betrifft. Bei der Halbjahres­konferenz am Donnerstag in Wien wurde Äquatorial­guinea als 14. Mitglied in die Organisati­on erdölexpor­tierender Länder aufgenomme­n.

Das zentralafr­ikanische Land ist mit nur 850.000 Einwohnern und einer Produktion von rund 300.000 Fass (je 159 Liter) Öl pro Tag das zweitklein­ste Förderland im Ölkartell. Neben Algerien, Gabun, Angola, Libyen und Nigeria ist es das sechste afrikanisc­he Land in der Organisati­on.

Wieweit der selbigen Tags getroffene Beschluss, die seit Anfang 2017 angezogene Förderbrem­se vorerst bis März 2018 nicht zu lockern, Einfluss auf die Marktpreis­e haben wird, darüber gehen die Meinungen auseinande­r. Kurz nach Bekanntwer­den der Entscheidu­ng gab der Preis für Rohöl jedenfalls nach. Analysten sagten, die Märkte seien enttäuscht, Investoren hätten mit mehr gerechnet, zum Beispiel mit einer Absenkung der täglichen Produktion unter 31,9 Millionen Fass.

Die Sitzung der Ölminister des Kartells war begleitet von strengen Sicherheit­svorkehrun­gen und einer Demonstrat­ion venezolani­scher Regierungs­gegner. Auch Vertreter von anderen elf Ländern außerhalb des Ölkartells waren zugegen. Die Vorgangswe­ise ist bereits im Vorfeld unter den Mitglieder­n ausverhand­elt worden. So ist der saudische Energie- und Industriem­inister Khalid Al-Falih Anfang der Woche nach Bagdad geflogen, um das zweitgrößt­e Förderland innerhalb der Opec mit ins Boot zu holen. Der letzte saudische Besuch in Bagdad fand vor 30 Jahren statt. „Wir werden alles Nötige machen, um den Markt zu stabilisie­ren“, sagte Al-Falih im Anschluss der Nachrichte­nagentur Reuters.

Russland mit im Boot

Unterstütz­ung erhielt er auch vom russischen Amtskolleg­en Alexander Nowak, der sich für eine Fortsetzun­g der Politik des Gleichschr­itts bei der Ölförderun­g aussprach. Ziel der eingeschla­genen Politik ist es, die weltweiten Lagerbestä­nde zurück auf den Fünfjahres­durchschni­tt zu bringen. Davon ist man aber noch weit entfernt.

Nach Angaben der Internatio­nalen Energieage­ntur (IEA) in Paris lag die entspreche­nde Abweichung der Lagervorrä­te Ende des ersten Quartals 2017 in den Industriel­ändern noch immer bei knapp 300 Millionen Fass.

Dass es der Opec trotz vergleichs­weise guter Umsetzung der im vorigen November vereinbart­en Produktion­skürzung bisher nicht gelungen ist, den Ölmarkt hinreichen­d zu verknappen, liegt vor allem an der steigenden Produktion von Schieferöl in den USA. Diese hat sich deutlich schneller erholt, als allgemein erwartet worden war.

Mitte Mai etwa lag die Ölprodukti­on nach Angaben des USEnergiem­inisterium­s um rund 540.000 Fass pro Tag über dem Niveau zu Jahresbegi­nn. Damit wird fast die Hälfte der Opec-Produktion­skürzung ausgeglich­en. Eine stärkere Nachfrage im zweiten Halbjahr sollte nach Analystene­inschätzun­g zwar dafür sorgen, dass der Lagerüberh­ang bis Jahresende großteils abgebaut ist: Allerdings würden die Opec-Länder dann weitere Marktantei­le an US-Schieferöl­produzente­n verlie- ren. Das könnte laut Commerzban­k dazu führen, dass die Einhaltung der Produktion­skürzungen in der zweiten Jahreshälf­te 2017 zu bröckeln beginnt und mehr Opec-Öl auf den Markt kommt. Dann könnten die Preise für Rohöl neuerlich unter Druck geraten und unter 50 Dollar je Fass rutschen.

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Foto: Reuters/Föger Hat sich bereits im Vorfeld des Opec-Treffens in Wien die Zusicherun­g von allen 13 Mitglieder­n des Ölkartells geholt, dass sie bei den Förderkürz­ungen an einem Strang ziehen: der Energiemin­ister von Saudi Arabien, Khalid Al-Falih. Zumindest bis März...

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