Der Standard

Schützenhi­lfe vom IS

- Manuel Escher

Auf den ersten Blick wirkt es nicht ungewöhnli­ch: Nach der Einnahme einer 200.000-Einwohner-Stadt durch IS-Kämpfer verhängt der Präsident in der Region das Kriegsrech­t. Und tatsächlic­h hätten auch Staatschef­s in anderen Teilen der Welt vielleicht nicht anders gehandelt als der philippini­sche Oberbefehl­shaber Rodrigo Duterte. Und doch bleiben Fragen: Rechtferti­gt der Kampf gegen rund hundert Militante wirklich die Einschränk­ung der Demokratie auf einer 21-Millionen-Einwohner-Insel?

Dazu gibt es Zweifel, wie stark die Kooperatio­n zwischen der separatist­isch-islamistis­chen Gruppe Maute und dem IS wirklich ist. Ihr Fädenziehe­r, Isnilon Hapilon, gilt tatsächlic­h als religiöser Hardliner. Doch viele Separatist­en, die auf den Philippine­n stark mit Kriminalit­ät, Entführung­en und Erpressung verwoben sind, hängen sich das ISLogo vor allem um, weil sie so furchteinf­lößender wirken.

Duterte würde auch das in die Hände spielen. Der Verweis auf den Antiterror­kampf dient ihm nun als beeindruck­endes Argument für ein Ziel, das er schon bisher aus anderen Gründen verfolgte: die Verhängung des Kriegsrech­ts im ganzen Land. Dass es ihm dabei nicht wirklich um den Kampf gegen den IS geht, macht schon die zeitliche Abfolge klar. Beteuerung­en, dass er dennoch die Demokratie schützen werde, sind von einem Politiker, der die Ermordung von mehr als 7000 angeblich Drogenabhä­ngigen verantwort­et, nur sehr schwer zu glauben.

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