Manchester: Ruf nach Folgen
Mays Konservative versprechen, künftig „mehr zu tun“
Knapp eine Woche nach dem Terroranschlag von Manchester gerät die innere Sicherheit zum britischen Wahlkampfthema. Premierministerin Theresa May wies am Sonntag auf das Wahlprogramm ihrer konservativen Partei hin: Bereits vor der Bluttat enthielt es die Idee einer Extremismuskommission, die mögliche neue Gesetze erarbeiten soll. „Wir wissen, dass wir mehr tun müssen“, sagte Innenministerin Amber Rudd und reagierte so auf Kritik durch Angehörige der 22 Toten und dutzenden Verletzten von Manchester.
„Wenn die Regierung nicht die Augen öffnet, werden wir nur Teil einer langen Reihe von Familien sein, die vom Terrorismus zerstört werden“, sagt etwa der Vater der 18-jährigen Georgina Callander, die beim Anschlag unter den Todesopfern war. Seine Forderung nach Konsequenzen fand Widerhall in einer Talksendung der BBC. Ideen reichten von mehr Polizisten auf den Straßen über die Konfiszierung der Pässe von Extremisten bis hin zur vorsorglichen Inhaftierung Verdächtiger.
Nach Angaben von Innenministerin Amber Rudd stehen 3000 mögliche Gewalttäter auf der Watchlist des Inlandsgeheimdienstes MI5, weitere 20.000 werden zu deren Umfeld gezählt. Nach neuen Verhaftungen im Umfeld des Arena-Bombers Salman Abedi wurde die Terrorwarnstufe am Samstag dennoch von „kritisch“auf „ernst“zurückgestuft – ein Anschlag gilt damit als „sehr wahrscheinlich“, aber nicht mehr als „unmittelbar bevorstehend“.
Noch immer interessiert sich die rund 1000 Beamte umfassende Sonderkommission für Kontakte und Aufenthaltsorte Abedis. Ein Sonntag veröffentlichtes Foto zeigt den jungen Mann in Turnschuhen und Steppjacke, mit Brille und Kappe, lässig gegen die Wand gelehnt – Minuten, bevor er die tödliche Bombe zündete.
„Ungebildet und passiv“
Abedi galt in der Schule als „ein bisschen langsam“(ein Klassenkollege), war „ungebildet und passiv“(ein Lehrer). Wie viele junge Muslime erlebte er einen Loyalitätskonflikt zwischen dem Herkunftsland seiner Eltern und Großbritannien. 2008 – Salman war 13 – war sein Vater nach Libyen zurückgekehrt, um der religiös motivierten Opposition beizustehen. 2011 durfte er als 16Jähriger in den Ferien den Vater besuchen – und fand sich bald mit diesem im Bürgerkrieg wieder.
Antiterror-Fahnder hatten ihre Aufmerksamkeit bisher auf jene rund 800 jungen Briten konzentriert, die als Kämpfer nach Syrien gereist waren. Mittlerweile sind von dort Hunderte traumatisierter, mit Waffen und Sprengstoff vertrauter junger Männer zurückgekehrt. Der Fall Abedi rückt nun auch Libyen ins Blickfeld.