Der Standard

Wind statt Sonne: Energiewen­de auf Spanisch

Ausschreib­ung von nachhaltig­en Energiepro­jekten ging fast nur an Windkraftp­arks

- Jan Marot aus Granada

Spanien wäre prädestini­ert für die flächendec­kende Nutzung der Solarenerg­ie. Doch zeigen sich die Energieerz­euger überhaupt nicht sonnenhung­rig. In der ersten Lizenzauss­chreibung für erneuerbar­e Energien seit Anfang 2016 vor etwa einer Woche über die Neuinstall­ation von 3000 Megawatt (MW) sicherten sich Windkraftp­rojekte fast alle Lizenzen. Die spanische Regierung unter Premier Mariano Rajoy (Partido Popular, PP) wird eine idente Auktion – wo Wind, Sonne und Biomasse miteinande­r konkurrier­en – noch „vor dem Sommer ansetzen“. Auch auf Druck Brüssels, das Madrids Untätigkei­t bei nachhaltig­er Energie kritisiert. Und Taten sehen will.

Dafür errichtet Spanien neue Anlagen mit einer Leistung von 6700 Megawatt. Laut Energiemin­isterium gehe dies mit Investitio­nen von 6,5 Mrd. Euro binnen drei bis fünf Jahren einher: „Der Vorteil der Windkraft, die in Spa- nien enormes Potenzial hat, liegt auf der Hand“, sagt Energiemin­ister Álvaro Nadal (PP): „Sie liefert täglich mehr Stunden Strom als die Sonne.“Stiefkindl­ich behandelt fühlt sich indes der Solarenerg­ieverband Unef.

Empört wird man gegen die „systemisch­e Benachteil­igung“Klage bei der EU-Wettbewerb­saufsicht einbringen. „Wir hatten keine Chance“, kritisiert auch Anpier, der Verband kleiner und mittelgroß­er Photovolta­ikenergiep­roduzenten: „Das Vergabever­fahren war auf die Giganten gemünzt, auf Windkraft setzen.“Anpier warnt vor höheren Kosten für die Endverbrau­cher durch weitere Fehlplanun­gen in der Energiepol­itik. Die mit dem extremen Nahverhält­nis zwischen Politik und Energiesek­tor dafür verantwort­lich sind, dass binnen einer Dekade der Strompreis in Spanien um 63 Prozent stieg (EU-Mittel: 31 %, lt. Eurostat).

Zugleich verunmögli­cht die umstritten­e „Sonnensteu­er“die Produktion von Solarenerg­ie für den Eigenbedar­f. Das Streichen der Solarsubve­ntionen vor knapp fünf Jahren durch die damals gerade angelobte Rajoy-Regierung, brachte den Konkurs vieler Anbieter und hohe Verluste für Investoren mit sich. Und das erste, unlängst verlorene Schiedsger­ichtsverfa­hren an der Weltbank. Mad- rid muss nun Eiser Infrastruc­ture mit Sitz in London mit 128 Millionen Euro entschädig­en. Über 30 weitere Verfahren sind aktuell anhängig.

Spaniens Wind- und Sonnenstro­m wird zum exklusiven Terrain der Energiegig­anten, in deren Aufsichtsr­äten sich eine Fülle an Ex-Premiers und -Ministern tummelt. Wie die Zuschläge vom 17. Mai belegen, sicherte sich demnach Gas Natural, mit Ex-Premier Felipe González (PSOE) im Aufsichtsr­at 600 MW. Endesa, wo ExPremier José María Aznar (PP) lange Jahre Aufsichtsr­at war, erhielt 540 MW.

Der Löwenantei­l ging an Forestalia unter Fernando Samper Rivas in Allianz mit General Electric (GE), mit 1200 MW. Zu 4,3 Cent die Kilowattst­unde bei Null-Förderung sei dies der niedrigste Preis für Windparks zu Land, der bisher in Europa laut dem Windenergi­everband Windeurope den Zuschlag erhielt. Rund 1,5 Mrd. Euro wird Samper in der windigen Region Aragón investiere­n.

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Foto: EPA / Abel Alonso ... Endesa, wo mit José María Aznar gleichfall­s ein ehemaliger Premier im Aufsichtsr­at saß.
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Foto: EPA / G. Cuevas Ex-Premier und Gas-NaturalAuf­sichtsrat Felipe González kam mit seiner Firma ebenso zum Zug wie ...

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