Der Standard

Vettels Triumph mit Gschmäckle

Sebastian Vettel beschert Ferrari mit seinem zweiten Erfolg im Grand Prix von Monaco den ersten Sieg im Fürstentum seit 16 Jahren – mit einer fehlerfrei­en Fahrt und ein wenig Hilfe vom Kommandost­and. Mercedes verpasst erstmals seit einem Jahr das Podest.

-

Monaco – Sebastian Vettel ist ein Hesse, kein Schwabe, der Vierfachwe­ltmeister weiß aber selbstrede­nd, was man unter einem Erfolg mit Gschmäckle versteht. Ungeachtet dessen feierte er seinen zweiten Sieg in Monaco nach 2011 ausgelasse­n. Schließlic­h stieg der 29-Jährige damit in Michael Schumacher­s Fußstapfen, der vor ihm als Letzter die Scuderia auf dem Inbegriff eines Stadtkurse­s beglückt hatte (2001). Und Vettel baute seine WM-Führung deutlich aus. Der Brite Lewis Hamilton, der nur auf Rang sieben kam, liegt schon 25 Punkte zurück. Immerhin ist in zwei Wochen in Kanada mehr als ein Drittel der Saison vorüber.

Vettel profitiert­e von der Taktik seines Teams, das ihn als klare interne Nummer eins an Kollege Kimi Räikkönen vorbeischl­euste. Der Finne hatte sich im Qualifying ganz knapp durchgeset­zt und seine Position am Start locker verteidigt – in Monaco normalerwe­ise ein großer Schritt in Richtung Sieg. Räikkönen wurde aber noch vor Halbzeit zuerst zum Reifenwech­sel gerufen, Vettel durfte anschließe­nd noch ungewöhnli­ch viele schnelle Runden drehen, bevor er selbst an die Box musste – mit diesem Vorteil kam er knapp vor dem „Iceman“wieder auf die Strecke. Das hatte sich abgezeichn­et und muss auch der Teamleitun­g klar gewesen sein.

„Es war unglaublic­h, ein sehr intensives Rennen. Das Team hat einen fantastisc­hen Job gemacht. Bei den Boxenstopp­s war nicht viel Planung möglich“, führte Vettel noch nach der Pokalüberg­abe aus. Die Fragen stellte der zurückgetr­etene Weltmeiste­r Nico Rosberg. „Platz zwei ist nicht so toll. Es war einer dieser Tage, wo noch mehr drin gewesen wäre“, sagte Räikkönen dem Deutschen mit versteiner­ter Miene.

Hamilton hinterher

Dritter wurde der Australier Daniel Ricciardo im Red Bull vor Mercedes-Pilot Valtteri Bottas aus Finnland. Damit stand erstmals seit rund einem Jahr kein Silberpfei­l-Pilot auf dem Podium. Vizeweltme­ister Hamilton, der nur als 13. ins Rennen gegangen war, musste schon mit Rang sieben sehr zufrieden sein.

Sein Punktezuwa­chs war Resultat einiger Ausfälle. Für den spektakulä­rsten sorgten Pascal Wehrlein im Sauber und Jenson Button im McLaren. Der Brite, als Ersatzmann für Indy-500-Starter Fernando Alonso unterwegs, wagte ein schwierige­s Überholman­över, der Bolide des Deutschen stieg auf und landete seitlich in den Leitschien­en. Alonso hatte Button vor dem Start per Zuspielung darum gebeten, sein Auto zu schonen. Der versprach dem Spanier allerdings coram publico, in dessen Sitz zu pinkeln.

Vor lauter Lachen und Scherzen ging völlig unter, dass Ex-Zirkusdire­ktor Bernie Ecclestone via Interview mit der Welt am Sonntag in Richtung neue Führung gegiftet hatte. „Im Moment machen die Sachen, die ich nie tun würde oder getan hätte“, sagte der 86-jährige Brite. Teams und Fahrer dürfen erstmals Videoseque­nzen aus dem Fahrerlage­r und der Boxengasse über ihre Internetka­näle ausspielen. Dies hatte der nunmehrige Ehrenpräsi­dent stets untersagt. (sid, lü)

 ??  ?? Selbst der Kuss von Fürstin Charlène von Monaco konnte Kimi Räikkönen im Beisein von Sieger Sebastian Vettel nicht aufheitern.
Selbst der Kuss von Fürstin Charlène von Monaco konnte Kimi Räikkönen im Beisein von Sieger Sebastian Vettel nicht aufheitern.

Newspapers in German

Newspapers from Austria