Der Standard

Sicherheit­spaket: SPÖ fordert Klarheit von ÖVP

Künftige Vorhaben möchte die SPÖ mit dem Koalitions­partner nur noch im Parlament besprechen. Die ÖVP will dort ein Paket zum Thema Sicherheit beschließe­n. Die SPÖ fordert nun erst einmal Details ein.

- Katharina Mittelstae­dt

Wien – Die Regierungs­arbeit ist nun endgültig stillgeleg­t. Der Ministerra­t, also jenes Gremium, in dem eine Koalition eigentlich Beschlüsse fassen sollte, dient ab heute, Dienstag, ganz offiziell nur mehr dem Durchwinke­n von Formalakte­n. Nachdem die ÖVP die Zusammenar­beit beendet habe und der designiert­e ÖVP-Chef Sebastian Kurz nicht als Vizekanzle­r Verantwort­ung übernehme, so die rote Argumentat­ionslinie, können gemeinsame Projekte bloß noch im Parlament besprochen und umgesetzt werden.

Vizekanzle­r Wolfgang Brandstett­er (ÖVP) würde letzte gemeinsame Vorhaben zwar lieber weiterhin auf Ministereb­ene akkordiere­n, zeigt sich aber auch offen für rot-schwarze Parlaments­beschlüsse. Es stellt sich also die Frage: Was könnte die angezählte Regierung in den kommenden Wochen noch umsetzen?

Zahlreiche Punkte offen

Fest steht: Es gibt ein buntes Sammelsuri­um an Maßnahmen, bei denen SPÖ und ÖVP zumindest oberflächl­ich längst übereingek­ommen sind – auch durch das erst im Jänner beschlosse­ne neue Koalitions­programm, von dem die meisten Punkte noch offen sind. Brandstett­er drängt nun vor allem auf die Umsetzung eines Sicherheit­spakets. Auch diesbezügl­ich gibt es bereits einige Übereinkün­fte mit der SPÖ. „An uns liegt es sicher nicht, dass derzeit nichts weitergeht“, sagt der rote Justizspre­cher Hannes Jarolim im Gespräch mit dem STANDARD. „Die ÖVP müsste uns nur endlich ihre Eckpunkte vorlegen.“Derzeit würde nämlich „viel geredet“, konkret blieben dann aber doch hauptsächl­ich „Luftblasen“übrig.

Sicherheit­spolizeige­setz Ein grober Plan einer Reform des Sicherheit­spolizeige­setzes wird bereits im Arbeitspro­gramm der Regierung skizziert. Es geht unter anderem darum, dass ÖBB, Asfinag und Flughäfen der Polizei in gewissen Ernstfälle­n ihr Videomater­ial unverzügli­ch zur Verfügung stellen müssen, und um eine Autokennze­ichenerfas­sung an der Grenze. „Im Grunde trägt die SPÖ die Maßnahmen mit, wir standen kurz vor dem legistisch­en Abschluss, aber es geht noch um die Details“, sagt ein Sprecher des Verteidigu­ngsministe­riums.

Fremdenrec­htspaket Ein von Rot und Schwarz abgestimmt­er Gesetzesen­twurf des Fremdenrec­htspakets liegt derzeit bereits im Parlament. Er enthält etwa höhere Strafen für Flüchtling­e, die das Land trotz negativen Bescheids nicht verlassen, und ermöglicht Schubhaft bis zu 18 Monate in Serie. Zudem sollen bei kriminell gewordenen anerkannte­n Flüchtling­en die Verfahren zur Aberkennun­g ihres Asylstatus beschleuni­gt werden.

Reform der Strafproze­ssordnung Hier geht es der ÖVP vor allem um die Ausweitung der Überwachun­g

QQQvon Kommunikat­ion im Internet – allen voran von Diensten wie Whatsapp und Skype, über die auch telefonier­t werden kann. Die SPÖ legt sich diesbezügl­ich grundsätzl­ich nicht quer. Laut ÖVP liege dem Noch-Koalitions­partner seit März ein Gesetzesen­twurf vor. Darin gehe es auch um eine Nachfolger­egelung für die frühere Vorratsdat­enspeicher­ung.

Forschungs­milliarde Mit ziemlicher Sicherheit sollte noch vor der Wahl die im Regierungs­programm vereinbart­e „Forschungs­milliarde“durchs Parlament gehen. Ein entspreche­nder Ministerra­tsbeschlus­s war eigentlich für April geplant gewesen. Nachdem zahlreiche Wissenscha­fter am Montag die Politik dazu aufgerufen hatten, Forschungs­milliarde und Univer-

Qsitätsfin­anzierung „nicht dem Wahlkampf zu opfern“, haben sich SPÖ wie auch ÖVP noch einmal dazu bekannt: „Politische­s Taktieren hat bei diesen Themen keinen Platz“, erklärte Infrastruk­turministe­r Jörg Leichtfrie­d (SPÖ). Auch Wissenscha­ftsministe­r Harald Mahrer (ÖVP) drängte auf einen „zügigen Beschluss“.

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Foto: Christian Fischer Bundeskanz­ler Christian Kern (rechts) ist unglücklic­h darüber, dass Wolfgang Brandstett­er (Mitte) und nicht der designiert­e ÖVP-Obmann Sebastian Kurz den Posten des Vizekanzle­rs übernommen hat. Deshalb will die SPÖ nun nur noch auf parlamenta­rischer...

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