Der Standard

Was Sprache sein und leisten kann

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Immer wieder machen sich Schriftste­ller – wie etwa der auch für seine Übersetzun­gen bekannte Andreas Nohl in Das Handwerk des Schreibens (2014) – Gedanken darüber, was denn die hohe Kunst des Schreibens (und Lesens) tatsächlic­h ausmacht. In diese Kerbe schlägt auch Thomas Stangls Essayband Freiheit und Langeweile. Essay 67 (Droschl-Verlag, 2016). Der 1966 in Wien geborene Autor hat bisher vier Romane geschriebe­n, zuletzt Regeln des Tanzes (2013), in dem er ebenfalls über das eigene Schreiben und das Verhältnis von Literatur bzw. Kunst und Politik nach- denkt – Themen, die Stangl nun auch in Freiheit und Langeweile wieder aufwirft.

Die sechs Texte darin taugen nicht als Ratgeber für einen Schnellkur­s in kreativem Schreiben oder für Poetikvorl­esungen. Sie sind vielmehr Gedanken über die Einsamkeit des Schreibend­en, über die Frage, was literarisc­he Sprache sein und was Lesen leisten kann, oder die politische Kraft der Literatur. Stangls Reflexione­n orientiere­n sich dabei an Kollegen wie Franz Kafka oder Josef Winkler – und an Peter Weiss, den er als „vielleicht letzten revolution­ären Schriftste­ller der deutschen Literatur“apostrophi­ert. Es geht aber auch um den Literaturb­etrieb mit seinen kapitalist­ischen Vermarktun­gsgesetzen, die der Autor nüchtern beschreibt. Im Anschluss wird das Thema mit der Präsentati­on des Bandes Einfache Frage: Was ist gute Literatur? Acht komplexe Korrespond­enzen (2016) vertieft, zugleich das Ergebnis eines Symposiums in der Alten Schmiede, bei dem Stangl sowie Fachleute aus Wissenscha­ft, Kritik und Verlagsbra­nche teilnahmen. Moderation: Klaus Kastberger. (dog) Graz, Literaturh­aus, 19.00 pwww. literaturh­aus-graz.at

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