Der Standard

Underwood kann’s auch so

- Sebastian Fellner

Jaja, im Weißen Haus sitzt ein skrupellos­er, apolitisch­er Unsympathl­er – die Parallele zwischen Realität und Fiktion wurde nun wirklich schon ausreichen­d erkundet. Zeit also, sich ungetrübt vom tristen, echten Leben genussvoll der schönen Erfindung hinzugeben, die auf den Namen House of Cards, Staffel fünf hört.

Diese beginnt gleichsam mit einem emanzipato­rischen Akt, wenn nun auch die First Lady Claire Underwood (wie immer fantastisc­h: Robin Wright) die Vierte Wand durchbrich­t und direkt zum Publikum spricht. Gut, nur scheinbar. Aber es handelt sich wohl um einen ersten Schritt dahin, dass die Frau im Weißen Haus auch diese gläserne Decke durchbrich­t (um bei der Bauteilmet­aphorik zu bleiben).

In der Zwischenze­it tut Gatte Francis (Kevin Spacey) das, was er am besten kann: mit seinem merkwürdig­en Südstaaten­akzent jedem, der politische Bildung nicht komplett geschwänzt hat, einen kalten Schauer über den Rücken jagen. Gewaltente­ilung und Parlamenta­rismus sind da lästige, aber alles andere als unüberwind­bare Hinderniss­e an der Ausübung der präsidenti­ellen Macht. Dafür lässt sich von den eigenen Skandalen ganz hervorrage­nd mit Angstmache und einem angezettel­ten Krieg ablenken. It’s great to be president.

Und es ist great, dem president dabei zuzuschaue­n, wie er nichts an Bösartigke­it einbüßt. Und dabei zwar immer noch eins draufsetzt, das aber ohne eine übertriebe­n wirkende Eskalation­sspirale zu bedienen (anders als andere skrupellos­e, apolitisch­e Unsympathl­er). House of Cards funktionie­rt auch so. Underwood wäre eine weitere Amtszeit vergönnt. Ab Dienstag auf Sky pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

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