LESERSTIMMEN
Trampeltier oder Elefant
Betrifft: „Trump als Trampeltier“von Alexandra Föderl-Schmid
der Standard, 27./28. 5. 2017 War’s das Trampeltier oder doch der Elefant? Sicher ist nur, dass es weder die Nachtigall noch die Lerche war. Hat Alexandra FöderlSchmid vollkommen oder nur teilweise recht?
Geht man vom Namen des Präsidenten aus, möchte man der Chefredakteurin, möglicherweise voreilig, sofort recht geben. Der Unterschied zwischen einem Trampeltier und einem Elefanten ist manchmal aber kleiner, als man glauben möchte. Nur von einem Trampeltier zu sprechen und den Elefanten völlig auszuschließen wird dem Thema nicht vollumfänglich gerecht.
War nicht der Elefant „Number One“in Taormina und zerbrach ebendort „politisches Porzellan“? Der Eindruck stimmt aber auch, dass er, ohne nach rechts und links zu schauen, seinen Trampelpfad weiterging und austrat. Wer sich ihm in den Weg stellte, oder ihm auch nur in die Quere kam, wurde niedergetrampelt oder weggestoßen. (Montenegros Premier konnte schon vorher ein Lied davon singen.) Über „Trumpeleien“und Rempeleien wollen wir erst gar nicht reden.
Aber darf Frau Föderl-Schmid deshalb ausschließlich von einem Trampeltier sprechen und den Elefanten (der noch dazu im Raum steht) komplett ausschließen? Trampeltiere sind auch fast alle domestiziert, wohingegen es noch sehr viele wilde Elefanten gibt.
Wie viele weltpolitische Stolpersteine Donald Trump sonst noch aus Amerika mitbrachte, wissen wir nicht genau. Sicher ist aber, dass die politischen Eliten der bedeutendsten Industrienationen weiterhin nicht imstande waren, ihn zu bändigen.
Die großen Probleme unserer Welt, wie der Klimaschutz, mussten ungelöst, weil er es so wollte, auf die lange Bank geschoben werden. Egoismus pur / America first wird weiterhin zelebriert! Aber Hochmut kommt früher oder später vor dem Fall. Trump ist impediment und impertinent! Egon Hofer Maria Saal
Frieden und Entwicklung
Betrifft: „Die Geburt des Westens“von Eric Frey
der Standard, 27./28. 5. 2017 Marshallplan und FulbrightProgramm gehören zu den bedeutendsten, nachhaltigsten Friedens- und Entwicklungsprojekten der amerikanischen Außenpolitik nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs.
Das Bemerkenswerteste daran war die Verbindung von Aufbauhilfe für den Kontinent mit natio- nalen Eigeninteressen der USA. In diesem Zusammenhang sei auch an die entscheidende Rolle der amerikanischen Administration unter George Bush senior bei der Wiedervereinigung Deutschlands erinnert.
Der amerikanische Präsident unterstützte die Bemühungen Helmuth Kohls und Michail Gorbatschows und trug damit zu dem Beginn einer neuen Phase im Integrationsprozess Europas bei. Wolfgang Wolte Botschafter i. R.
Juden und Christen
Betrifft: „Ein Schandfleck über dem Reformationsjubiläum“, Gastkommentar von Arno Tausch
der Standard, 27./28. 5. 2017 Arno Tausch nimmt den Deutschen Evangelischen Kirchentag in Berlin und Wittenberg zum Anlass, um an einen „Schandfleck zum Reformationsjubiläum“zu erinnern: das Relief der „Judensau“an der Wittenberger Stadtkirche St. Marien.
Zweifellos gehört die Auseinandersetzung mit den verheerenden antijüdischen Schriften Martin Luthers zu den zentralen Aufgaben, denen sich die evangelische Kirche in diesem Jubiläumsjahr 2017 zu stellen hat.
Die Diskussion über den Umgang mit der mittelalterlichen „Judensau“wird in Wittenberg seit Jahrzehnten geführt. Gegenstand der Kontroverse ist aber nicht die Bewertung des Motivs, wie Tausch unterstellt, sondern die Frage, auf welche Weise die evangelische Kirche in diesem Fall mit ihrer Schuldgeschichte gegenüber den Juden umgehen soll.
Gerade der Evangelische Kirchentag hat bereits 1961 eine „Arbeitsgemeinschaft Juden und Christen“eingerichtet, die seither kontinuierlich gegen jede Form des Antisemitismus im kirchlichen und gesellschaftlichen Bereich ankämpft. In Österreich hat die Generalsynode der evangelischen Kirche 1998 in ihrem international vielbeachteten Dokument Zeit zur Umkehr ihre Schuld bekannt, indem sie Dietrich Bonhoeffer zitiert: Die evangelischen Christen sind dem „Rad nicht in die Speichen gefallen“.
Die antijüdischen Hetzschriften Luthers werden hier unmissverständlich verworfen. In diesem Jubiläumsjahr wird in evangelischen Pfarrgemeinden ganz Österreichs eine Wanderausstellung gezeigt, die an diese dunkle Seite der Reformation erinnert.
Pfr. Roland Werneck, Wels
Wachstum und Vernunft
Betrifft: „Wachstum in die Verfassung: Juristen gegen Regierungsplan“von András Szigetvari
der Standard, 24./25. 5. 2017 Wes Geistes Kind muss man im Lichte heutiger Erkenntnisse eigentlich sein, Wachstum, Beschäftigung und Wettbewerbsfähigkeit als Staatsziele in einem eigenen Bundesverfassungsgesetz festschreiben zu wollen?
Wir sollten uns genau merken, welche Abgeordneten sich für einen derartigen, gegen jegliche gesellschaftspolitische Vernunft gerichteten Widersinn hergeben werden. Günther Hoppenberger Linz
Autonom und böse
Betrifft: „Was passiert, wenn die Dinge miteinander reden“von Walter Müller
der Standard, 24./25. 5. 2017 Ich bin Jahrgang 1948 und werde es vermutlich nicht mehr erleben, allein die Vorstellung ist beglückend: Ich sitze in meinem autonom fahrenden Auto, reise durch die Lande, mein Navi erzählt mir alles Wissenswerte über Land und Leute. Sprachprogramme beseitigen alle Kommunikationsprobleme.
Doch das Böse ist leider immer und überall: Wer kann verhindern, dass sich Schurken des Internet of Things bemächtigen, mich in ein Land fahren lassen, in das ich gar nicht möchte, jede Kommunikation abschalten und mich am A... der Welt blöd sterben lassen? Michael Ledwinka Zwentendorf an der Donau