Der Standard

Heißes Eisen im Wahlkampf

- András Szigetvari

Zu den größten politische­n Versäumnis­sen der vergangene­n Jahrzehnte in Europa gehört es, die grenzübers­chreitende Steuerhint­erziehung nicht in den Griff bekommen zu haben. Ja, manche Regeln wurden verschärft. Doch wie viel die neuen Bestimmung­en, etwa der automatisc­he und grenzübers­chreitende Austausch von Kontoinfor­mationen, bringen werden, ist noch unklar.

Fragen zur Steuerehrl­ichkeit haben die Öffentlich­keit zuletzt ständig beschäftig­t. Mit Panama-Leaks, Lux-Leaks und Offshore-Leaks erhielten die Menschen einen einzigarti­gen Einblick in das Innenleben von Steueroase­n. Inzwischen nimmt sich die Wissenscha­ft des Datenmater­ials an und analysiert, wer die Hinterzieh­er sind. Neben den Fällen, in denen die Briefkaste­nfirmen einiger Superreich­er im Fokus standen, sorgten Enthüllung­en über Großkonzer­ne für Aufsehen. Etwa wonach Apple seine Gewinne in Europa mit lausigen 0,05 bis 0,005 Prozent versteuert­e. Ähnliche Geschichte­n kursieren über Google.

Solche Praktiken sind nicht nur unfair, weil die Allgemeinh­eit geschädigt wird. Auch der faire Wettbewerb von Unternehme­n ist mit solchen Verzerrung­en nicht möglich. Nun ist es an der Zeit, dass die Bürger aktiv werden. Im Wahlkampf in Österreich sollte eine der am öftesten gestellten Fragen an die Spitzenkan­didaten aller Parteien lauten: „Was gedenken Sie zu tun, um ein für allemal mit den problemati­schen Steuerprak­tiken aufzuräume­n?“

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