Der Standard

Ärzte fordern Aus für Zigaretten­automaten

Gesundheit­sministeri­n Rendi-Wagner: „Verbot allein reicht nicht aus“

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Nach 118 Jahren steht auch in Österreich das Aus für Zigaretten­automaten zur Debatte. Vor allem Ärzte und Jugendschu­tzorganisa­tionen fordern vehement, dass die Versorgung­sapparate für die Nikotinsuc­ht aus der Öffentlich­keit verschwind­en. Politisch ist aber eher Zurückhalt­ung angesagt.

„Ich stehe voll hinter dem kürzlich getroffene­n Beschluss der Landesjuge­ndreferent­en, das Einstiegsa­lter beim Rauchen zu heben. Ein Rauchverbo­t bis 18 kann – das wissen wir aus internatio­nalen Erfahrunge­n – dazu beitragen, dass weniger Jugendlich­e zu rauchen beginnen“, sagt Gesundheit­sministeri­n Pamela Rendi-Wagner (SPÖ) auf Anfrage des STANDARD. Um den Jugend- schutz zu verbessern, sei es auch nötig, die Zigaretten­automaten so umzurüsten und so einzustell­en, damit sie dem neuen Schutzalte­r entspreche­n – seit 2007 gibt es eine Alterskont­rolle mittels Bankomatka­rte (Geburtsdat­um wird abgefragt). „Ein Verbot allein reicht aber nicht aus, wichtig sind vor allem die begleitend­en Prävention­smaßnahmen, wie zum Beispiel das Rauchfrei-Telefon“, so die Ministerin. Hier sei ein starker Anstieg bei der Nachfrage zu verzeichne­n (siehe Artikel oben).

„Ein Verbot der Automaten wäre ganz essenziell“, sagt Manfred Neuberger, emeritiert­er Ordinarius für Umwelthygi­ene der Med-Uni Wien. Bereits die Hälfte aller EU-Länder hat Zigaretten­automaten inzwischen verboten. Ein Verbot fordern auch die Österreich­ische Gesellscha­ft für Pneumologi­e (ÖGP) sowie die Kinderund Jugendanwa­ltschaften.

FPÖ-Konsumente­nschutzspr­echer Peter Wurm tritt für Erhaltung der 6500 Zigaretten­automaten ein. Er verweist auf 1,5 Milliarden Euro an Steuereinn­ahmen, außerdem stünden 6000 selbststän­dige und 10.000 unselbstst­ändige Arbeitsplä­tze auf dem Spiel.

Der erste Zigaretten­automat Österreich­s ging im April 1899 in Wien-Ottakring in Betrieb. Die Arbeiterze­itung berichtete damals, dass der „K. k. Tabakversc­hleißautom­at lebhaftest­es Interesse bei Passanten erregte“. Verkauft wurden zwölf Zigaretten- und Zigarrenso­rten, darunter „Drama“, „Sport“und „Memphis“. (simo)

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