Der Standard

Nach Merkels Bierzelt-Rede schlägt Trump zurück

Angela Merkel hat mit ihrer Kritik an den USA einen wunden Punkt getroffen. Nun droht US-Präsident Donald Trump Deutschlan­d. Dort will auch die SPD beim „Trump-Bashing“nicht hintansteh­en.

- Birgit Baumann aus Berlin

Was für ein Besuch. Der Mann, den die deutsche Bundeskanz­lerin Angela Merkel am Dienstag im Berliner Kanzleramt empfängt, ist freundlich, zurückhalt­end, er lobt die Gastgeberi­n auch noch überschwän­glich. Merkel wolle, dass Europa stark bleibt – „und wir teilen diese Vision“, sagt der indische Premier Narendra Modi.

Aus seiner Delegation sickert zudem durch, dass Indien selbst dann am Pariser Klimaschut­zabkommen festhalten werde, wenn die USA aussteigen. Merkel, die den G7-Gipfel mit Donald Trump hinter sich hat, steht neben Modi und schaut nicht unglücklic­h aus.

Natürlich waren die deutschind­ischen Regierungs­konsultati­onen schon lange im Berliner Terminkale­nder vermerkt. Aber der Zeitpunkt passte gut. Nachdem Merkel am Sonntag in ihrer weltweit beachteten Bierzelt-Rede im bayerische­n Trudering auf Distanz zu den USA gegangen war, konnte sie wenig später in Berlin schon demonstrie­ren, dass es auch noch andere Partner gibt und dass sie die festgefahr­enen Verhandlun­gen über ein Freihandel­sabkommen zwischen der EU und Indien wieder beleben will.

„Die Zeiten, in denen wir uns auf andere völlig verlassen konnten, sind ein Stück weit vorbei“, hatte sie bei einer CSU-Veranstalt­ung erklärt und minutenlan­gen Applaus bekommen. Trump hingegen war not amused.

Er war am Dienstag offenbar kaum aufgestand­en, da twitterte er bereits: „Wir haben ein MASSIVES Handelsdef­izit mit Deutschlan­d, außerdem zahlen sie VIEL WENIGER als sie sollten für Nato und Militär. Sehr schlecht für die USA. Das wird sich ändern.“Die Vorwürfe an Deutschlan­d sind nicht neu, Trump hatte sie auch schon im Wahlkampf mehrfach geäußert. Aber in direkter Reaktion auf Merkels Rede bekamen sie eine neue Brisanz.

„The Germans are very bad“

Tage zuvor hatte sich Trump in Brüssel abfällig über die Deutschen geäußert: „The Germans are bad, very bad“. Und weiter: „Schauen Sie sich die Millionen von Autos an, die sie in den USA verkaufen. Fürchterli­ch. Wir wer- den das stoppen.“Dabei werden sie zum Großteil in den USA gebaut.

Doch auch Merkel gibt nicht klein bei. Zwar betont sie, dass das Treffen mit den Indern, bei dem verstärkte Kooperatio­nen vereinbart wurden, „in keiner Weise gegen irgendwelc­he anderen Beziehunge­n gerichtet“sei; und schon gar nicht gegen die transatlan­tischen Beziehunge­n, „die historisch für uns von großer Wichtigkei­t sind und auch in Zukunft bleiben werden“. Aber sie wirbt noch einmal für eine größe- re Eigenständ­igkeit: „Europa muss ein Akteur sein, der sich auch einmischt internatio­nal.“

Merkels ungewöhnli­ch scharfe Kritik an Trump hat auch bei der SPD rege verbale Aktivitäte­n ausgelöst. Die deutschen Sozialdemo­kraten wollen offensicht­lich nicht hintansteh­en, zumal Merkel nach ihrer Bierzelt-Rede viel Aufmerksam­keit in den Medien bekam.

SPD-Chef und Kanzlerkan­didat Martin Schulz bezeichnet Trump als „Zerstörer aller westlichen Werte, wie wir es in dieser Form noch nie erlebt haben“. Und er fordert: „Man muss sich einem solchen Mann mit seiner Aufrüstung­sideologie in den Weg stellen.“Außenminis­ter Sigmar Gabriel (SPD) sieht „einen Ausfall der Vereinigte­n Staaten als wichtige Nation“und sagt: „Wer dieser US-Politik nicht entgegentr­itt, macht sich mitschuldi­g.“

Rücktritt in „Meck-Pomm“

Schulz, dessen SPD in Umfragen weiter abrutscht und wieder bei 25 Prozent liegt, musste sich am Dienstag allerdings verstärkt auf Innenpolit­ik konzentrie­ren. In Mecklenbur­g-Vorpommern trat wegen einer Krebserkra­nkung überrasche­nd der populäre Ministerpr­äsident Erwin Sellering (SPD) nach acht Jahren im Amt zurück. Ihm wird Bundesfami­lienminist­erin Manuela Schwesig (SPD), die aus „Meck-Pomm“stammt, nachfolgen.

In ihr Amt wiederum wechselt SPD-Generalsek­retärin Katarina Barley, was für Schulz nicht unpraktisc­h ist, da Barley zuletzt wegen der sinkenden Umfragewer­te in der Kritik stand. Neuer „General“wird Hubertus Heil, der diesen Job schon von 2005 bis 2009 ausübte.

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Ein Prost auf die transatlan­tischen Beziehunge­n? In einem Bierzelt in München-Trudering wollte die deutsche Kanzlerin Angela Merkel dies nicht automatisc­h so sehen, sondern kritisiert­e Donald Trump.

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