Der Standard

Dönmez verlässt die Grünen im Streit

ÖVP zeigt sich interessie­rt: „Inhaltlich­e Übereinsti­mmungen“

- Markus Rohrhofer

Linz/Wien – Längst war die einst so hoffnungsv­oll begonnene Beziehung schwer zerrüttet, jetzt folgte das endgültige Aus: Der ehemalige grüne Bundesrat Efgani Dönmez trat am Dienstag mit sofortiger Wirkung aus der Partei aus. Ein politisch Heimatlose­r dürfte Dönmez aber nicht lange bleiben. Er habe gehört, dass es vonseiten der ÖVP „Interesse an seiner Person“gebe. Ein konkretes Angebot dementiert Dönmez aber im Gespräch mit dem Standard.

Verständni­sfrage

Auch vonseiten der schwarzen Bundesspit­ze gibt man sich auf Standard- Nachfrage auffallend wortkarg. „Sebastian Kurz und Efgani Dönmez verstehen sich gut, und es gibt inhaltlich­e Übereinsti­mmungen. Mehr kann man nicht bestätigen“, erklärte Kurz’ Sprecher.

Eskaliert war der Konflikt zwischen Dönmez und den Grünen nach einer Entscheidu­ng der grünen Parteispit­ze in Oberösterr­eich, einen von Dönmez zusammen mit dem Wiener Identitäre­nChef Martin Sellner geplanten Besuch in einem Flüchtling­swohnproje­kt in Leonding bei Linz zu untersagen.

Hintergrun­d ist ein im Oktober des Vorjahrs gesendeter Talk im Hangar-7 auf Servus TV. Eingeladen waren da, nach mehreren Absagen im Vorfeld, unter anderen Sellner und Dönmez. Kurz vor dem Ende der Sendung machte dann das Enfant terrible der Grünen dem Identitäre­n-Chef das Angebot, „doch mit Flüchtling­en direkt und persönlich in Kontakt zu treten“– in Begleitung von Dönmez und einem Servus-TV-Team. Sellner willigte umgehend ein, Dönmez kontaktier­te dann im April besagte NGO in Oberösterr­eich.

Ein Veto kam jedoch aus dem Büro des zuständige­n grünen Integratio­nslandesra­ts Rudi Anschober. Das Land Oberösterr­eich untersagte somit offiziell den heiklen Besuch. Diese Entscheidu­ng wurde dann vergangene Woche auch im grünen Landespart­eivorstand bestätigt.

Dönmez’ Reaktion fällt im Standard- Gespräch eindeutig aus: „Gerade die Grünen heften sich auf die Fahnen, dass sie gegen Extremismu­s sind. Da gibt es dann eine konkrete Aktivität diesbezügl­ich, und die erste Reaktion darauf ist eine politische Interventi­on seitens des zuständige­n Landesrats Rudi Anschober, indem er den Austausch verbietet, und die Spitze der Landespart­ei stellt sich auch noch hinter diese Entscheidu­ng. Statt die Menschen in die Mitte der Gesellscha­ft durch Begegnung und Austausch zu führen, spielen die Grünen bei der Polarisier­ung federführe­nd mit. Die Grünen mutieren immer mehr zu einer Sekte. Das ist nicht mehr meine Partei.“

Oberösterr­eichs Grünen-Chefin Maria Buchmayr kommentier­te den Austritt knapp: „Es gilt die Entscheidu­ng zu akzeptiere­n.“Die kritische inhaltlich­e Auseinande­rsetzung mit den Positionen von Dönmez hätten die Grünen oft gefordert. „Aber deshalb haben uns diese Debatten auch weitergebr­acht.“Letztlich habe aber der Stil, „mit Provokatio­nen Politik zu machen und sich persönlich zu profiliere­n“, zu einer schrittwei­sen Entfremdun­g geführt. Deren letzten Schritt hat nun Dönmez selbst gesetzt.

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Foto: APA/Draxler Efgani Dönmez ist bereit für eine neue politische Herausford­erung.

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