Nächtliches Schnarchen mit fatalen Folgen
Obstruktive Schlafapnoe ist lästig und nicht harmlos – Ein neuer Schlafpositionstrainer zeigt vielversprechende Resultate
Wien – Wer schnarcht, stört zwar häufig den Bettnachbarn, er riskiert aber nicht zwangsläufig negative Folgen für sich selbst. Es sei denn, die Ursache des Schnarchens ist das sogenannte Obstruktive Schlafapnoe-Syndrom (OSA): Dabei handelt es sich um eine Erkrankung mit wiederholten, bis zu zwei Minuten dauernden Atemstillständen während des Schlafens.
„Das führt zu einem Abfall der Sauerstoffkonzentration, zu einem Anstieg des Kohlendioxidgehalts im Blut und dadurch zu einer Fragmentierung des Schlafs“, sagt Elis Godaj, Biomedizinische Analytikerin an der Fachhochschule Campus Wien und Mitarbeiterin in einem Schlaflabor. Die Folgen einer OSA reichen von chronischer Tagesmüdigkeit über Depressionen und Bluthochdruck bis hin zu Schlaganfall und Herzinfarkt.
Um die Atemwege beim Schlafen freizuhalten, hat sich als Stan- dardtherapie die positive Druckbeatmung durchgesetzt, kurz CPAP (Continuous Positive Airway Pressure). Dabei wird über eine Nasen-Mund-Maske während des Schlafens ein leicht erhöhter Druck in den Atemwegen erzeugt. Viele Patienten verweigern allerdings den regelmäßigen Einsatz der Gesichtsmaske in der Nacht.
Schlafen mit Haltung
Besonders Schlafen in Rückenlage begünstigt das Schnarchen: In dieser Position kann die erschlaffte Zunge nämlich in den Rachen zurückfallen. Atempausen treten so häufiger auf. Deshalb wird vielen Schlafapnoepatienten ein Training empfohlen, das die Rückenlage verhindern soll. „Im Schlaflabor setzen wir dafür beispielsweise T-Shirts ein, an deren Rückseite Tennisbälle oder Styroporrollen eingenäht sind“, sagt Godaj. Verglichen mit der Gesichtsmaske sei diese Nachtgewandung nicht einmal besonders unangenehm.
Allerdings hat sich gezeigt, dass sie dem Durchschlafen nicht gerade zuträglich ist und von Patienten mit Wirbelsäulenproblemen schlecht vertragen wird. Auf der Suche nach neuen Rezepten gegen das Schnarchen hat die Technische Universität Delft einen elektronischen Schlafpositionstrainer namens NightBalance entwickelt, der so klein ist wie ein USB-Stick und mittels Brustgurt am Körper befestigt wird. Kommt der Träger auf dem Rücken zu liegen, beginnt der Minisensor leicht zu vibrieren. Der Schläfer soll dann ohne zu erwachen seine Position wechseln.
Ob das gegen das Schnarchen hilft, haben Elis Godaj und Martina Fondi, Lehrgangsleiterin der Biomedizinischen Analytik an der FH Campus Wien, nun in einer Pilotstudie überprüft. Die Ergebnisse der Untersuchung mit 18 Patienten stimmen optimistisch: „Bei Menschen mit einer leichten lageabhängigen OSA konnte die Rückenlage im Schnitt zu 60 Prozent verhindert werden“, berichtet Godaj. „In diesen Fällen kann diese Methode als alleinige Therapie eingesetzt werden.“Bei mittelund höhergradiger OSA ist sie zumindest eine gute Ergänzung zu den etablierten Methoden.
„Der Vorteil der CPAP-Therapie ist, dass man das Druckniveau des Beatmungsgeräts niedriger halten kann, wenn man zusätzlich den elektronischen Positionstrainer verwendet.“Da er sehr klein und ergonomisch geformt ist, akzeptieren ihn die Patienten. Das Gerät speichere auch physiologische Daten, damit man den Schlafverlauf jeder Nacht verfolgen kann.
Gurt statt Tennisbälle
Einziger Nachteil: Patienten müssen das 700 Euro teure Gerät selbst bezahlen. „Da die Wirksamkeit im Rahmen einer unabhängigen Pilotstudie nachgewiesen wurde, geht es nun um Verträge mit den Kostenträgern“, so Godaj. Die Krankenkassen müssten für das Gerät allerdings nur eine Leihgebühr an die Firma zahlen. „Das ist beträchtlich günstiger als ein Beatmungsgerät und erst recht als die Folgekosten der Obstruktiven Schlafapnoe.“Und es ist definitiv angenehmer, mit einem Gurt um die Brust zu schlafen als mit Tennisbällen am Rücken.