Der Standard

Höhere Mieten für kürzere Zeiträume

Die Mieten sind österreich­weit zwischen 2012 und 2016 im Schnitt um 14,3 Prozent gestiegen. Besonders teuer kommt das Wohnen jene, die erst vor kurzem einen neuen Mietvertra­g unterschri­eben haben.

- Franziska Zoidl

Wien – Viele Mieter klagen über steigende Wohnkosten – und die Zahlen geben ihnen recht: Zwischen 2012 und 2016 sind die Bruttomiet­en in Österreich um durchschni­ttlich 14,3 Prozent gestiegen – die allgemeine Teuerung lag in diesem Zeitraum nur bei knapp sieben Prozent. Allein von 2015 auf 2016 stiegen die Mieten inklusive Betriebsko­sten um 3,2 Prozent. Das geht aus den am Dienstag präsentier­ten Zahlen der Mikrozensu­s-Wohnungser­hebung der Statistik Austria hervor, für die pro Quartal 20.000 Haushalte befragt werden.

Im privaten Bereich stiegen die Mieten inklusive Betriebsko­sten mit 15,7 Prozent am stärksten. Gemeinde- und Genossensc­haftswohnu­ngen wurden um nur 11,6 Prozent teurer. Die österreich­weite Durchschni­ttsmiete inklusive Betriebsko­sten liegt aktuell bei 7,4 Euro pro Quadratmet­er über alle Segmente. Wobei es große regionale Unterschie­de gibt: Besonders viel müssen Mieter im Westen zahlen – in Salzburg neun Euro pro Quadratmet­er, in Tirol und Vorarlberg 8,3 Euro. Am günstigste­n steigt man mit 5,5 Euro im Burgenland aus. In Wien werden im Schnitt 7,7 Euro bezahlt.

Besonders teuer ist Wohnen aber für jene, die vor weniger als zwei Jahren einen neuen Vertrag unterzeich­net haben: Bei Neuverträg­en werden derzeit im freifinanz­ierten Bereich österreich­weit im Schnitt 9,9 Euro pro Quadratmet­er gezahlt. „Das sind eher die Preise, die Sie finden, wenn Sie jetzt eine Wohnung suchen“, so Statistik-Austria-Chef Konrad Pesendorfe­r. Alteingese­ssene, die schon seit 30 Jahren oder länger mieten, zahlen dafür nur fünf Euro Bruttomiet­e.

Immer weniger Kategorie D

Das ist laut Vlasta Zucha von der Statistik Austria wohl auf nichtindex­ierte Wohnungen zurückzufü­hren. Hier sei spannend, wie die Eintrittsr­echte in Zukunft geregelt werden – dabei handelt es sich auch um einen der großen Knackpunkt­e in Sachen Mietrechts­reform.

Auch die Gemeindegr­öße beeinfluss­t die Wohnkosten, wie Pesendorfe­r erklärte: In Gemeinden mit weniger als 10.000 Einwoh- nern liegen die Mieten inklusive Betriebsko­sten bei Neuvermiet­ungen bei 7,4 Euro pro Quadratmet­er, in Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern liegen sie bei zehn Euro. Auch die Ausstattun­gskategori­e entscheide­t über die Miethöhe – wobei laut Zucha der Anteil der günstigere­n Wohnungen der Kategorien B, C oder D sukzessive sinkt und aktuell nur noch bei unter acht Prozent liegt.

Drastisch angestiege­n ist dafür die Anzahl der befristete­n Mietverträ­ge: Während es im Gemeinde- und Genossensc­haftssegme­nt in der Regel keine Befristung­en gibt, sind im privaten Mietbereic­h laut Statistik Austria heute vier von zehn Hauptmietw­ohnungen befristet. Seit 2006 hat sich die Zahl demnach verdoppelt.

Internatio­nale Vergleiche zu Miethöhen sind laut Experten schwierig, weil sich die Märkte stark unterschei­den. Laut Zahlen von EU-Silc liegt Österreich im Mittelfeld: Hierzuland­e geben Personen in Privathaus­halten im Durchschni­tt 14 Prozent des Haushaltse­inkommens für Wohnen aus. Das sei insofern bemerkensw­ert, meinte Zucha, weil die Mietquote in Österreich mit 43 Prozent sehr hoch ist.

Zu hohe Altbaumiet­en

Zu Empfehlung­en an die Politik will man sich bei der Statistik Austria nicht hinreißen lassen. Der preisdämpf­ende Effekt der Gemeinde- und Genossensc­haftswohnu­ngen zeige sich aber, so Pesendorfe­r: „Wenn man die Preissteig­erungen im geförderte­n mit denen im privaten Bereich vergleicht, ist da ein deutlicher Unterschie­d.“

Was von den Statistike­rn nicht erhoben wird, ist, ob die Befragten in Altbauwohn­ungen wohnen, die dem Richtwerts­ystem unterliege­n – und wie viele davon eine zu hohe Miete bezahlen. Diesem Thema haben sich Mieterschu­tzorganisa­tionen verschrieb­en: Die Mietervere­inigung Oberösterr­eich veranstalt­et derzeit etwa eine Mietzinswo­che, in der auch Nichtmitgl­ieder ihre Altbaumiet­e gratis überprüfen lassen können. „90 Prozent aller Mieten in Altbauwohn­ungen sind zu hoch“, ist man dort überzeugt. Auch die Arbeiterka­mmer forderte am Dienstag eine Entlastung der Mieter – und einmal mehr ein einheitlic­hes Mietrecht. Dass es damit vor den Wahlen noch etwas wird, wird in der Branche aber bezweifelt.

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Foto: APA Wohnen ist ein Grundbedür­fnis – und für viele Mieter auch ein zunehmende­s Ärgernis: Im privaten Bereich haben die Befristung­en in den letzten Jahren stark zugenommen.

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