Der Standard

Telekom: Gorbach denkt noch über Diversion nach

Ex-Vizekanzle­r muss nächste Woche entscheide­n

- Renate Graber

– Das Verfahren Telekom Austria / Parteienfi­nanzierung wird – so die Anklage rechtskräf­tig wird – ziemlich aufwendig. Die Staatsanwa­ltschaft (StA) Wien allein hat die Einvernahm­e von 60 Zeugen beantragt. Darunter sind Ex-ÖVP-Generalsek­retär Werner Amon, Ex-Grünen-Abgeordnet­e Monika Langthaler, NovomaticC­hef Harald Neumann, Ex-FPÖMandata­r Reinhart Gaugg, ExÖVP-Nationalra­tsabgeordn­ete Karin Hakl, Ex-Verkehrsmi­nister Mathias Reichhold (ehedem FPÖ), ExSPÖ-Abgeordnet­er Kurt Gartlehner bis hin zum Wiener Teppichhän­dler Ali Rahimi-Moghaddam.

In der Causa geht es um Zahlungen aus „schwarzen Kassen“der Telekom Austria (TA); Zahlungsem­pfänger wurden nicht angeklagt. Gegen einige von ihnen wurde wegen Verdachts auf Beihilfe zur Untreue ermittelt, gegen einige wegen Geldwäsche­reiverdach­ts, die Verdachtsm­omente erhärteten sich aber laut Anklage nicht. Im Justizmini­sterium erklärt man das damit, dass etliche Straftatbe­stände („Anfüttern neu“, Strafversc­härfung bei Geschenkan­nahme und Bestechung) erst mit der Novelle des Korruption­sstrafrech­ts 2012 in Kraft getreten seien. Die Causa Telekom spielt aber ums Jahr 2008 herum. Die Beschuldig­ten bestreiten die Vorwürfe, es gilt die Unschuldsv­ermutung.

Ermittelt wurde auch gegen ExVizekanz­ler Hubert Gorbach (FPÖ), ihm hat die StA eine Diversion angeboten. Gorbach hatte sich nach seinem Abschied aus der Politik 2007 selbststän­dig gemacht und sich der TA als Berater angeboten. Selbige lehnte mangels Bedarfs ab, war aber zur „Unterstütz­ung“des Beratungsu­nternehmen­s Gorbachs und zur Finanzieru­ng seiner Sekretärin (Ex-BZÖ-Mitarbeite­rin) bereit. Das Prozedere: Ex-Minister bzw. Mitarbeite­rin bekam 33.600 Euro pro Quartal – bezahlt hat das die Agentur Peter Hocheggers, Valora, „mit Geld aus der TA“(Anklage). Weder Gorbach noch seine Sekretärin hätten „jemals eine Leistung für die Telekom erbracht“. Gorbach überlegt laut seinem Anwalt Herbert Eichensede­r noch, ob er das Diversions­angebot, das eine teilweise Schadenswi­edergutmac­hung verlangt, annehmen soll, Zeit fürs Nachdenken hat er noch rund eine Woche. Im Fall der Diversion ist die Anklage obsolet.

Telekomber­ater im Parlament

Ex-SPÖ-Mandatar Gartlehner wiederum (von 1990 bis 2013 im Parlament, ab 2007 Telekomspr­echer der SPÖ) schloss laut Anklagesch­rift für 2007 bis Ende 2008 einen Beraterver­trag mit der Valora ab, gegen 3000 Euro netto im Monat. Bezahlt worden sei er mit Geld der TA, für die Gartlehner „keine fremdüblic­he Gegenleist­ung erbracht hat“. Die Ermittlung­en gegen den Expolitike­r wurden, wie berichtet, eingestell­t.

Unternehme­rin Langthaler soll laut StA rund um Sponsoring­maßnahmen der TA (2005 bis 2009) für ein von ihr und ihrem Mann organisier­tes Kulturfest­ival berichten. Konkret geht es um das Jahr 2008, da wurden 30.000 Euro via Valora verrechnet. Die TA bekam in dem Fall laut StA sehr wohl eine Leistung (Freikarten und Logopräsen­z). In dieser Sache geht es um den Vorwurf der falschen Zeugenauss­age: Lobbyist Hochegger soll im Korruption­s-U-Ausschuss Unwahres angegeben haben.

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