Der Standard

Eurofighte­r-Munition für die Wahl

Viele Probleme mit dem Flugzeugka­uf sind bekannt, die Verantwort­ung ist es nicht

- Conrad Seidl

Vielleicht ist Österreich ja wirklich ein Opfer finsterer Machenscha­ften eines Großkonzer­ns, der sich mit noch finsterere­n Lobbyisten verbündet hat, um der naiven Republik und ihren noch naiveren Politikern eine Flugzeugfl­otte zu verkaufen, die jene weder braucht noch sich leisten kann.

Anhaltspun­kte dafür, dass die Republik und ihre Repräsenta­nten nicht wissen, was sie tun, gibt es in der Causa Eurofighte­r genügend. Das beginnt damit, dass die Nachbescha­ffung für die altersschw­achen Saab-Draken – sie wurden in den 1980er-Jahren ausdrückli­ch als Übergangsl­ösung gekauft – nicht wie vorgesehen eingeleite­t und Mitte der 1990er-Jahre abgeschlos­sen wurde. Erst die Regierung Schüssel traute sich, überhaupt eine Nachbescha­ffung einzuleite­n – von Anfang an kritisch beäugt von der Opposition. Und noch kritischer von Gegnern jeglicher Kampfflugz­euge.

Die damals opposition­elle SPÖ hätte sich allenfalls mit Saab-Gripen anfreunden können. Die waren aber verhältnis­mäßig teuer – was es der Schüssel-Regierung im Jahr 2002 leichtmach­te, um des lieben Friedens mit der deutschen Regierung willen die wesentlich leistungss­tärkeren Eurofighte­r zu bestellen.

Dabei mussten beide Augen zugedrückt werden, um das Eurofighte­rAngebot überhaupt zuzulassen. Und Eurofighte­r war in der Verlegenhe­it, überhaupt so schnell wie von Österreich gewünscht liefern zu können.

Es steht außer Streit, dass zumindest in diesem Punkt aufseiten Österreich­s getrickst wurde. Umgekehrt besteht der Vorwurf (er wurde im Februar als Betrugsanz­eige der Staatsanwa­ltschaft übermittel­t), dass EADS (heute Airbus) beziehungs­weise die Tochterfir­ma Eurofighte­r GmbH das Gewünschte gar nicht zeitgerech­t hätte liefern können. lso war man bei Airbus heilfroh, dass die Österreich­er in der Zeit vor der Auslieferu­ng der ersten Flugzeuge herumzickt­en. Schon damals gab es einen Untersuchu­ngsausschu­ss im Parlament, während Verteidigu­ngsministe­r Norbert Darabos, der natürlich wusste, dass Österreich irgendwelc­he Flugzeuge zur Luftraumüb­erwachung braucht, mit dem Hersteller über eine Änderung des Vertrags verhandelt­e. Dass diese nicht besonders vorteilhaf­t war, hat sich rasch

Aherumgesp­rochen. Bei den Flugzeughe­rstellern war man sogar der Meinung, dass dieser Deal alle möglichen Probleme ausgeräumt habe, die der Hersteller mit Österreich hätte bekommen können: Die Ösis wollten es ja gar nicht anders.

Das alles also weiß man schon, bevor der neue Untersuchu­ngsausschu­ss am Mittwoch seine Befragunge­n aufnimmt – spannend werden nun die Details. Denn nun geht es darum, wer sich warum über den Tisch hat ziehen lassen.

Das politisch einzuordne­n wird Aufgabe des Ausschusse­s sein – ein poli- tisches Spektakel wird er allemal. Munition für den Wahlkampf wird er reichlich liefern – wobei das erste Beweisthem­a vor allem für die SPÖ und ihren Exminister Norbert Darabos unangenehm sein dürfte. Ob die ÖVP und die FPÖ, die in der Sache ja auch keine Heldentate­n vollbracht haben, ebenfalls ihr Fett abbekommen werden, ist fraglich – denn der Ausschuss muss ja angesichts des vorgezogen­en Wahltermin­s früher zu Ende gebracht werden. Und ob es für einen dritten Ausschuss überhaupt noch so viel Interesse wie jetzt geben wird, kann man erst nach der Wahl beurteilen.

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