Der Standard

Breitspuri­g von Peking nach Parndorf

Das Burgenland gilt als Favorit für die Endstation der geplanten Breitspurb­ahn, die Österreich mit China verbinden soll. Mit dem Seidestraß­enfonds und der Asiatische­n Infrastruk­turinvestm­entbank hat man zwei große potenziell­e Financiers an der Angel.

- Luise Ungerboeck Andreas Schnauder

Wien – Auch wenn die Realisieru­ng alles andere als gesichert ist: Die Nebel um die von der Industrie gehypte Breitspurb­ahn, mit der Österreich an die Transsibir­ische Eisenbahn bis nach China angeschlos­sen werden soll, beginnen sich ein wenig zu lichten. Der Bau des 400 Kilometer langen Schienenne­tzes von Košice in der Ostslowake­i bis in die Nähe von Wien soll riesige Investitio­nen in Gleise und ein Logistikte­rminal mit einem Warenumsch­lag von 22 Millionen Tonnen bringen.

Was sich zusehends herauskris­tallisiert: Der Wiener Hafen oder der Güterverke­hrstermina­l in Wien-Inzersdorf sind aus dem Rennen. Vielmehr wird jetzt Parndorf im Burgenland als Fixstarter für den Knotenpunk­t in spe gehandelt. Der burgenländ­ische Ort liegt logistisch besonders günstig – hier treffen sich die Bahnstreck­en aus der Slowakei und Ungarn, auch das Autobahnkr­euz (A4 Ostautobah­n und A6 Spange Kittsee) befindet sich nur wenige Kilometer entfernt. Die beanspruch­te Fläche von 200 Hektar ist beachtlich, das Investitio­nsvolumen von knapp einer Milliarde Euro für den Terminal ebenfalls.

Von verantwort­licher Seite wird Parndorf allerdings nicht bestätigt. Die Entscheidu­ng sei noch nicht gefallen. Es könne ebenso gut das an der Ostbahn gelegene Kittsee werden, heißt es im Verkehrsmi­nisterium. Es gehe darum, ausreichen­d Platz für einen Containeru­mschlagpla­tz zu haben, denn die Bahnanbind­ung allein reiche nicht, sagte Verkehrsmi­nister Jörg Leichtfrie­d auf Anfrage des STANDARD.

Fix sei nur ein Standort in der sogenannte­n Twin-City-Region Bratislava–Wien, sagt Robert Kredig von der Breitspur-Planungsge­sellschaft der ÖBB-Infrastruk­tur, an der die österreich­ische, ukrai- nische, slowakisch­e und die russische Bahn beteiligt sind. Kredig ist nach dem Besuch von Bundeskanz­ler Christian Kern bei Wladimir Putin am vergangene­n Freitag sehr zuversicht­lich, dass das Projekt realisiert wird. Der russische Präsident habe versichert, sich für den Bahnausbau einzusetze­n.

Als Stolperste­ine gelten die Finanzieru­ng und das zerrüttete Verhältnis zwischen Russland und der Ukraine. Aber zumindest beim Geld dürften die Verantwort­lichen zwei dicke Fische an der Angel haben. Sowohl der mit 40 Milliarden Dollar dotierte chinesisch­e Seidenstra­ßenfonds als auch die Asiatische Infrastruk­turinvestm­entbank – wurde erst vor zwei Jahren auf chinesisch­e Initiative und als Gegengewic­ht zur Weltbank und den USA aus der Taufe gehoben. Österreich ist dort ebenso wie Russland Mitglied.

Wie weit man von einer Realisieru­ng entfernt ist, lässt sich an der Zahl der Machbarkei­tsstudien ablesen. Die ersten wurden 2007 erstellt, dann weitere nach 2010. Alle wurden schubladis­iert. Nun sei das Planungsbü­ro Bernard, Obermeyer, Valbek an der Arbeit, in wenigen Wochen soll ein Ergebnis vorliegen. Abhängig von der slowakisch­en Trassenfüh­rung gelten die Götzendorf­er Spange (Kittsee–Neusiedl–Parndorf) samt der Schleife Kledering als potenziell geeignet.

Breitspur braucht eine eigene Trasse abseits von Bahnhöfen und weniger Sicherheit­seinrichtu­ngen, aber dafür tragfähige­re Gleisbette für höhere Tonnagen – und mindestens ein Verladeter­minal.

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Foto: Reuters Die Transsibir­ische Eisenbahn ist ein Stück näher gerückt.

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