Der Standard

EU erhöht Druck bei Flüchtling­sverteilun­g

Die EU-Kommission leitet ein Verfahren wegen Vertragsve­rletzung gegen Ungarn, Polen und Tschechien ein, weil sie keine Flüchtling­e aufgenomme­n haben. Eine neue Studie widerlegt den „NGO-Wahnsinn“.

- Thomas Mayer, Kim Son Hoang

Straßburg/Wien – Die EU-Kommission hat bei der Durchsetzu­ng des im September 2015 von den Mitgliedst­aaten beschlosse­nen Programms zur Umverteilu­ng („Relocation“) von knapp 100.000 Asylwerber­n aus Italien und Griechenla­nd EU-Vertragsve­rletzungsv­erfahren gegen Ungarn, Tschechien und Polen eingeleite­t. Migrations­kommissar Dimitris Avramopoul­os sagte am Dienstag in Straßburg, es sei nun „Zeit, zu handeln“. Reagieren die Staaten innerhalb zweier Monate nicht positiv darauf, steht am Ende eine Klage vor dem Europäisch­en Gerichtsho­f (EuGH) in Luxemburg.

Avramopoul­us hofft, „dass die Regierunge­n ihre Position überdenken“. Ungarn habe weder Zusagen gemacht noch Flüchtling­e aufgenomme­n. Polen machte zwar Zusagen, trotzdem habe man sich nicht am Programm beteiligt. Tschechien, so der EU-Kommissar, habe zwar im Mai 2015 eine Zusage gemacht, doch seit August 2016 sei Prag untätig gewesen. Österreich hat erst vor wenigen Wochen die Aufnahme von 50 Flücht- lingen aus Italien zugesagt. Dies sei gewürdigt worden, sagte Avramopoul­os, deshalb gebe es kein EU-Vertragsve­rletzungsv­erfahren. Bislang wurden im Rahmen des Programms knapp 21.000 Flüchtling­e in der EU umverteilt.

Studie widerlegt Pull-Faktor

In Sachen „NGO-Wahnsinn“, wie Außenminis­ter Sebastian Kurz (ÖVP) Rettungsak­tionen von Hilfsorgan­isationen im Mittelmeer nannte, die angeblich dazu führen, dass sich noch mehr Flüchtling­e auf den Weg in Richtung Europa machen, widerlegt eine weitere Studie den sogenannte­n Pull-Faktor. Bereits im März – der STANDARD berichtete – gab es einen entspreche­nden Bericht der Universitä­t Oxford und der Scuola Normale Superiore, der Elitehochs­chule in Pisa. Nun kommen Forscher der Goldsmiths University of London zum gleichen Ergebnis. Dem Report „Blaming the Rescuers“zufolge, der auf verschiede­nen offizielle­n Statistike­n sowie Aussagen von Behördenve­rtretern, Migranten und NGO-Mitarbeite­rn basiert, hat der Zuwachs

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Bis dato wurden erst knapp 21.000 Flüchtling­e im Zuge des EU-Relocation­programms umverteilt.

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