Ein Schmuggler erzählt
„Türkei macht uns Arbeit immer schwieriger“
Istanbul – Die EU sei für die Flüchtlinge nicht mehr Ziel Nummer eins. Das berichtet ein im syrischtürkischen Grenzgebiet aktiver syrischer Schlepper unter dem Siegel der Anonymität. „Im Sommer 2016 wollten alle meine Kunden nach Europa, aber jetzt will dort niemand mehr hin“, sagt der Mann, der sich Omar nennt, im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.
Die Gründe dafür: Erstens sei es aufgrund „neuer, strikter Regeln an den europäischen Grenzen“schwieriger geworden, in die EU zu gelangen. Und, zweitens: „Wegen der aggressiven Stimmung gegen Flüchtlinge und Muslime.“
Früher lebte der 31-jährige verheiratete Mann und Vater von vier Kindern in der syrischen Hafenstadt Latakia. Dort, so erzählt er, besitze er zwei Häuser. Seine Heimat habe er verlassen, um eine Einberufung zum Militär zu vermeiden. Andernfalls wäre er in den Bürgerkrieg hineingezogen worden.
Als Schlepper – Omar sagt: „Schmuggler“– betätigt sich Omar, weil er Geld brauche, um seine Familie durchzubringen. Er arbeite in einer „Gruppe von Verwandten“, in der jeder „eine bestimmte Aufgabe habe.
Als ich mich ihnen anschloss, musste ich nur einen einzigen Weg und die dortigen Grenzposten beobachten“. Andere würden „die Kunden“über die Grenze bringen, weitere „die Geldgeschäfte abwickeln“.
Der Lohn werde jedoch immer geringer, „die Türkei macht uns die Arbeit immer schwieriger“, schildert Omar: „Letzten Monat verdiente jeder von uns nur 25 Dollar“. Insgesamt habe er „gerade genug Geld, um zu kaufen, was ich brauche, und meiner Familie zu helfen“.
„Praktisch tue ich Gutes“
Ob er nicht glaube, dass seine Arbeit illegal, dass Schmuggler zu sein also etwas Falsches sei? „Theoretisch ist es falsch und illegal, so einen Beruf zu haben. Aber praktisch gesehen tue ich Gutes“, antwortet Omar. Denn er helfe Menschen, die seit sechs Jahren in Syrien litten, aus dem Land zu kommen „und friedlich zu leben, bis dieser Krieg vorbei ist“. (dpa, red)