Der Standard

Grenzschut­z treibt Schleuserp­rofite in die Höhe

Preise auf der Balkanrout­e um zehn Prozent gestiegen

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Wien/Berlin – Strengere Grenzschut­zmaßnahmen lassen die Kasse von Schleppero­rganisatio­nen klingeln. Auf der Balkanrout­e sollen die Preise seit 2016 im Schnitt um zehn Prozent gestiegen sein. Im Vorjahr mussten für das Schleppen von Afghanista­n bis Österreich oder Deutschlan­d via Balkan zwischen 4700 und 5500 Dollar bezahlt werden. Aus Syrien und dem Irak waren es 3600 bis 4000 Dollar.

Von Kabul nach Berlin dauerte eine Schleppung 2016 nach Angaben aus Sicherheit­skreisen durchschni­ttlich 240 Tage. Schlepper organisier­en die Strecke häufig in Etappen. Dabei gibt es oft sehr lange Aufenthalt­e in der Türkei und in Griechenla­nd. Oft hängen die Menschen auch in Serbien fest, seitdem Ungarn die Grenzsiche­rung verstärkt hat. Durch Ungarn brauchen die Menschen im Schnitt sechs Tage, durch Österreich dann noch einmal zwei.

Bis zu zwei Jahre unterwegs

Auf der Mittelmeer­route liegen die Preise für Überfahrte­n von Libyen nach Italien weit auseinande­r. In nichtseeta­uglichen und damit lebensgefä­hrlichen Booten seien es oft 200 oder 300 US-Dollar, sagen Martin Hofmann und Veronika Bilger vom internatio­nalen Migrations­forschungs­institut (ICMPD) in Wien. Für 20.000 Dollar bekomme man auch gefälschte Dokumente mit einem Lebenslauf und könne sich in der Luxusyacht aus der Türkei nach Italien bringen lassen. Migranten aus Ostafrika seien im Schnitt sechs bis acht Monate bis Italien unterwegs. Aus Syrien und dem Irak dauere die Reise über die Schlepperr­outen durchschni­ttlich 180 Tage. Zum Teil seien Menschen auch zwei Jahre unterwegs.

Eine De-luxe-Schleppung via Flugzeug kostet nach Polizeiang­aben mindestens 25.000 Dollar. Darin enthalten sind neben Tickets auch Bestechung­sgelder. Zum Teil würden absurde Flugstreck­en genommen, um die Herkunft zu verschleie­rn. (APA, dpa, simo)

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