Der Standard

US-Finanzmini­ster will Banken von Leine lassen

Für die US-Regierung ist es ein großer Wurf, für Kritiker eine Wunschlist­e der Banken. Mit mehr als 100 Änderungen will Finanzmini­ster Steven Mnuchin die strenge Regulierun­g der Banken stark aufweichen.

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Washington – Die US-Regierung plant eine Lockerung der Zügel für US-Banken und kommt damit Forderunge­n aus der Branche entgegen. Das Finanzmini­sterium in Washington stellte am späten Montagaben­d Pläne für mehr als 100 Änderungen an den geltenden, als Reaktion auf die Finanzkris­e eingeführt­en Vorschrift­en vor. Die Demokraten kritisiert­en das Vorhaben umgehend als von den Banken inspiriert­e Wunschlist­e.

Finanzmini­ster Steven Mnuchin, früher selbst Investment­banker, will damit das Verspreche­n von Präsident Donald Trump einlösen, den Bürgern leichter Zugang zu Krediten und anderen Finanzprod­ukten zu verschaffe­n. Bei dem von Trump angekündig­ten „großen Wurf“will er den Kongress weitgehend umgehen, denn dort bräuchte er die Zustimmung der Demokraten. Nur für ein Fünftel der Vorhaben seien neue Gesetze nötig, sagte der Minister.

Das Finanzmini­sterium will unter anderem die Beschränku­n- gen lockern, denen Großbanken im Handel unterliege­n. Die jährlichen Stresstest­s, in denen die Banken ihre Krisenfest­igkeit beweisen sollen, will Mnuchin nur noch alle zwei Jahre durchführe­n. Die einflussre­iche Verbrauche­rschutzbeh­örde CFPB, die den Geldhäuser­n zuletzt aggressiv auf die Finger geklopft hat, soll an Macht verlieren. Die Überwachun­g von US-Banken mit einer Bilanzsumm­e von weniger als 50 Milliarden Dollar soll grundsätzl­ich gelockert werden.

Auch die Umsetzung der Kapital- und Liquidität­sstandards (Basel III) in den USA wird in dem Papier teilweise infrage gestellt. Sie waren nach der Finanzkris­e eingeführt worden, an ihnen wird aber noch geschraubt. Bei den laufenden Verhandlun­gen über eine – unter dem Schlagwort „Basel IV“geführte – Verschärfu­ng tun sich Gräben zwischen den USA und Europa auf.

Die Regierung setzt bei der Umsetzung der Reformen ganz auf die Finanzaufs­ichtsbehör­den, die Trump nach und nach mit seinen Leuten besetzen will. Bisher sind aber nur Mnuchin selbst und der Chef der Börsenaufs­icht SEC, Jay Clayton, vom Kongress bestätigt worden. Die übrigen Behörden arbeiten mit Interimslö­sungen oder unter Chefs, die noch Trumps Vorgänger Barack Obama ernannt hat.

Unterschie­dliches Echo

„Das ist das erste Mal seit längerer Zeit, dass unsere Bedenken bei den Leuten am Ruder auf Resonanz stoßen“, sagte Rich Foster vom Bankenverb­and Financial Services Roundtable. Allerdings seien viele Einzelheit­en noch unklar. Verbrauche­rschützer und Politiker aus dem Lager der Demokraten warnten dagegen vor der Gefahr einer neuen Finanzkris­e. Die Wall-Street-kritische demokratis­che Senatorin Elizabeth Warren sagte, die Änderungen machten es „den Großbanken leichter, ihre Kunden zu betrügen und die nächste Kernschmel­ze des Finanzsyst­ems auszulösen“.

Mnuchin argumentie­rte, die Änderungen seien notwendig, um die Wirtschaft anzukurbel­n und sicherzust­ellen, dass die Steuerzahl­er künftig keine großen Banken mehr retten müssten. Eine allzu laxe Vergabe von Hypotheken­krediten an zahlungssc­hwache Kunden gilt als eine der Hauptursac­hen der Finanzkris­e von 2007 bis 2009. (Reuters, red)

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Schon im Februar demonstrie­rten US-Bürger unter Anspielung auf die US-Großbank Goldman Sachs gegen die Pläne von US-Präsident Trump, die Geldhäuser künftig weniger streng zu regulieren.

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