Der Standard

Mehr Wilderei in Myanmar wegen Elefantenh­aut

Haut, Rüssel und Penisse der Säugetiere werden in der traditione­llen Medizin verarbeite­t

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– In Myanmar wird eine neue Art der Wilderei beobachtet. Seit 2010 hat die Zahl der getöteten Elefanten laut örtlichen Behörden drastisch zugenommen. Insgesamt wurden 112 Elefantenk­adaver vom Ministeriu­m für Naturschut­z und der Wildlife Conservati­on Society (WCS) dokumentie­rt. Die Wilderer sind dabei aber keineswegs nur auf Stoßzähne aus. Stattdesse­n wird die Elefantenh­aut zu Cremes verarbeite­t. Sie soll gegen Hautkrankh­eiten wirken.

2015 wurden 36 Elefanten gewildert, die noch nicht veröffentl­ichten Zahlen für 2016 sollen noch höher sein. Das Nachbarlan­d China gilt als Hauptabneh­mer für die Kosmetikpr­odukte. Das Land hat zwar ein Handelsver­bot von Elfenbein bis Ende des Jahres angekündig­t. Viele Werkstätte­n, die Stoßzähne verarbeite­n, wurden bereits geschlosse­n. Doch Naturschüt­zer berichten nun von einer steigenden Nachfrage an Rüsseln, Elefantenf­üßen oder -penissen, die in der traditione­llen Medizin verarbeite­t werden. Die Haut, die als Heilmittel für Ekzeme gilt, ist besonders gefragt. Den verarbeite­ten Penissen wird eine potenzförd­ernde Wirkung nachgesagt. Wissenscha­ftlich nachgewies­en wurde die Wirkung dieser Mittel nie.

107 Euro für ein Kilo Haut

Laut Forschunge­n der Universitä­t von Rangun, der größten Stadt Myanmars, werden auf lokalen Märkten für ein Kilogramm Elefantenh­aut rund 107 Euro gezahlt. Zum Vergleich: Ein Kilogramm Elfenbein kostet zum Beispiel in Vietnam knapp 1200 Euro. Der illegale Handel mit Stoßzähnen wird jedoch zunehmend schwierige­r.

Bauern in ärmeren Regionen verdienen daran, Wilderer zu den Herden zu führen. Die Jäger schießen mit in Gift getränkten Pfeilen auf die Tiere, die dadurch langsam verenden. Danach werden alle Körperteil­e mitgenomme­n, für die eine Nachfrage besteht. Der Rest wird liegen gelassen. Der WWF hat im Vorjahr 20 Kadaver in Myanmar gezählt.

Laut Schätzunge­n leben heute weniger als 50.000 Elefanten in Asien, mehr als die Hälfte davon in Indien. Auch die EU kann ihren Beitrag zum Artenschut­z noch forcieren. So will die EU-Kommission ab 1. Juli die Ausfuhr von altem Elfenbein fast vollständi­g verbieten. Artenschüt­zer kritisiere­n schon lange, dass legale Exporte den Schmuggler­n bei der Verschleie­rung von illegalem Handel helfen.

Laut offizielle­n Angaben wurden zwischen 2013 und 2016 legal etwa 1900 Stoßzähne aus der EU nach Asien ausgeführt. Dabei handelt es sich um Rohelfenbe­in aus der Zeit vor 1990. Für jüngeres Elfenbein gilt in der EU ein Handelsver­bot. (july)

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