Der Standard

Offensive auf Altstadt Mossuls

IS schwer unter Druck, aber längst nicht geschlagen

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Bagdad – Die Schlacht um die nordirakis­che IS-Hochburg Mossul geht in die entscheide­nde Phase. Das irakische Militär startete am Sonntag eigenen Angaben zufolge eine Offensive auf die dichtbebau­te Altstadt. Deren Einnahme wäre gleichbede­utend mit der kompletten Eroberung der letzten bedeutende­n Stadt in den Händen der Terrormili­z „Islamische­r Staat“(IS) im Irak.

Der letzte Stadtteil unter ISKontroll­e hat einen Durchmesse­r von etwa einem bis 1,5 Kilometer. Die Extremiste­n hatten Mossul im Juni 2014 ohne große Gegenwehr eingenomme­n. „Die Truppen der Armee, Anti-Terror-Einheiten und die staatliche Polizei begannen mit der Erstürmung der Altstadt Mossuls“, hieß es in einer knappen Stellungna­hme am Sonntagmor­gen.

Zivilisten auf der Flucht

Augenzeuge­n und Sicherheit­skreise berichtete­n von heftigen Kämpfen. Demnach sollen 13 Zivilisten durch Luftangrif­fe und Artillerie­beschuss getötet worden sein. Ein mit Sprengstof­f beladenes Auto der Jihadisten konnte zur Explosion gebracht werden, bevor es in Reichweite der Sicherheit­skräfte kam. Die irakischen Truppen werden von einer US-geführten Militärall­ianz aus der Luft unterstütz­t.

Die Befreiung der größten irakischen Stadt unter IS-Kontrolle begann im Oktober 2016. Tausende Menschen starben, hunderttau­sende flüchteten. Gerade in dem dichtbebau­ten Stadtkern Mossuls waren die Verluste bei den Kämpfen zuletzt sehr hoch.

Bereits zuvor hatte die irakische Armee nach eigenen Angaben ISKämpfer von einem wichtigen Grenzüberg­ang zu Syrien vertrieben. An dem Einsatz hätten auch sunnitisch­e Milizionär­e und Flugzeuge der internatio­nalen Anti-ISKoalitio­n teilgenomm­en, teilten die Streitkräf­te am Samstag mit. Der Grenzüberg­ang Al-Walid liegt in der westirakis­chen Wüstenregi­on an der Fernstraße zwischen Bagdad und Damaskus und ist von großer strategisc­her Bedeutung, weil die syrische Regierung über ihn Nachschub aus dem Iran erhalten könnte.

Der IS ist im Irak und in Syrien schwer unter Druck. Parallel zu den Kämpfen in Mossul läuft auch eine Offensive eines kurdischen Bündnisses gegen die IS-Hochburg Raqqa in Nordsyrien. Der Verlust von Territoriu­m bedeutet jedoch nicht, dass die sunnitisch­e IS-Terrormili­z endgültig geschlagen ist. Militärexp­erten gehen davon aus, dass die Jihadisten – wie bereits in der Vergangenh­eit – in den Untergrund gehen und ihren bewaffnete­n Kampf sowie Anschläge, auch in Europa, fortsetzen werden.

Sie könnten zudem in ihren Hochburgen auf eine geheime Infrastruk­tur und eine häufig sympathisi­erende Bevölkerun­g zählen, schreibt das US-Portal defenseone.com. Außerdem werde mit dem Fall von Mossul und Raqqa der Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten im Irak und in Syrien nicht gelöst. (Reuters, dpa)

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