Dutzende Tote bei Waldbrand in Portugal
Trockenheit, Hitzewelle und Wassermangel haben in Portugal innerhalb kürzester Zeit zu einer Feuerkatastrophe mit dutzenden Toten geführt. Viele Opfer wurden unterwegs in ihren Autos überrascht. Laut Polizei soll ein Blitz das Feuer entfacht haben.
Lissabon/Madrid – Beim schlimmsten Waldbrand in Portugal seit Jahrzehnten sind im Zentrum des Landes mindestens 62 Menschen ums Leben gekommen. Viele davon waren von den Flammen auf der Fahrt im Auto überrascht worden. Dutzende Leichen seien aus ausgebrannten Fahrzeugen geborgen worden, sagte am Sonntag der Staatssekretär im Innenministerium, Jorge Gomes, in der Kommandozentrale des Zivilschutzes im Unglücksort Pedrógão Grande, knapp 200 Kilometer nordöstlich von Lissabon.
Das Feuer war Samstagnachmittag ausgebrochen. Laut Polizei dürfte es durch Blitzschlag entstanden sein. Zur fraglichen Zeit habe sich über dem betroffenen Gebiet ein Gewitter entladen, ohne dass es dabei regnete, sagte der Direktor der Kriminalpolizei, Jose Almeida Rodrigues. „Alles deutet ganz klar auf natürliche Ursachen hin. Wir haben in Zusammenarbeit mit der Nationalgarde sogar den Baum gefunden, der von einem Blitz getroffen wurde“, betonte Rodrigues. Stunden zuvor hatte sich der Bürgermeister von Pedrógão Grande, Valdemar Alves, noch davon überzeugt gezeigt, dass das Feuer gelegt worden sei.
Teilweise unter Kontrolle
Am Sonntag konnte das Feuer – eigentlich fünf größere Bände – von den Einsatzkräften teilweise unter Kontrolle gebracht werden. Insgesamt standen 1600 Feuerwehrleute, 495 Fahrzeuge sowie 15 Flugzeuge und Hubschrauber im Einsatz.
Portugal und Spanien werden derzeit von einer Hitzewelle mit Temperaturen von mehr als 40 Grad Celsius heimgesucht. Außerdem fehlt es auf Iberischen Halbinsel an Wasser. Manche Stauseen, wie die am Oberlauf des längsten iberischen Flusses, des Tajos, sind überhaupt leer. Schuld ist der Winter: Von Oktober bis April blieben die Niederschläge aus. Besonders an der eigentlich feuchten Atlantikküste, im Landesinneren Portugals und in der an das Land anschließenden spanischen Region Galicien macht sich die Trockenheit bemerkbar. Waldbrände sind kein exklusives Problem des mediterranen Südens mehr. Bereits im Winter hatte es in Galicien und Asturien großflächig gebrannt.
Neben den Brandkatastrophen von Pedrógão Grande hat die Trockenheit auch wirtschaftliche Folgen. Während zu Frühjahrsbeginn in ganz Europa der Strompreis dank üppig gefüllter Stauseen mit angeschlossenen Wasserkraftwerken sank, stieg er in Portugal und Spanien. Die Bauern warnen vor schlechterer Qualität bei Obst und Gemüse. Und bei der Viehzucht wird ein bis eineinhalb Monate früher zugefüttert werden müssen als in normalen Jahren. Die Kosten für Futtermittel steigen dadurch um 20 Prozent. Das wird spätestens Ende des Sommers beim Endverbraucher ankommen.
Trockenperioden häufiger
Hinzu kommt dieser Tage die erste große Hitzewelle des Jahres. Am Wochenende wurden fast überall auf der Iberischen Halbinsel Rekordwerte für diese Jahreszeit gemessen. Madrid vermeldet knapp 40 Grad, Pedrógão Grande in Portugal 36.
Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass die Trockenperioden immer häufiger werden. Und „seit den 1950er-Jahren haben die Hitzewellen zugenommen und die nächtlichen Temperaturen sind allgemein angestiegen“, heißt es in einem Bericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) im Auftrag der Weltorganisation für Meteorologie (WMO). (dpa, AFP, rw)