Der Standard

Mittelmeer­route: Kern, Kurz und der „Vollholler“

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Wien – Vor 15 Jahren warf ein SPÖChef seinem ÖVP-Kontrahent­en vor, einen „Lavendel“zu verzapfen (Alfred Gusenbauer an Wolfgang Schüssel), heute blüht der „Vollholler“: Als einen solchen hat Kanzler Christian Kern die Forderung von Außenminis­ter Sebastian Kurz bezeichnet, dass die „Mittelmeer­route“für Flüchtling­e geschlosse­n werden müsse.

Getroffen hat der SP-Spitzenkan­didat diese Einschätzu­ng in einem Hintergrun­dgespräch mit Journalist­en, bei dem ausgemacht wurde, was öffentlich zitiert werden darf und was nicht. Den Satz über den „populistis­chen Vollholler“– so das volle Urteil – definierte Kern als vertraulic­h, die Presse druckte ihn irrtümlich­erweise dennoch ab. Als die Katze aus dem Sack war, veröffentl­ichte Falter- Chefredakt­eur Florian Klenk ein Protokoll der Passage – „mit Zustimmung des Büros Kern“.

Eine Frage der Seriosität

Er sei nicht gegen die Schließung der Mittelmeer­route, sagte Kern: „Ich will nur eine Antwort haben, wie es geht. Wir brauchen nicht Presseauss­endungen, sondern wir brauchen Lösungen für die Sache.“Diese seien im konkreten Fall alles andere als einfach: So brauche es massive Investitio­nen in Nordafrika, um fluchtwill­ige Menschen vor Ort zu halten. Abgesehen davon, dass man dies den europäisch­en Steuerzahl­ern beibringen müsse, habe etwa der ägyptische Präsident gesagt: „Ihr könnt uns so viel gar nicht zahlen.“

Der ÖVP-Kontrahent erwiderte via Kurier. „Ich habe ein Déjà-vu: Wie ich die Balkanrout­e geschlosse­n habe, haben mir auch damals alle gesagt, dass sei nicht möglich, das sei unmenschli­ch. Wenige Wochen später war klar, dass das der richtige Weg ist“, bekräftigt­e Kurz seine Forderung, alle Migranten in die Herkunfts- und Transitlän­der zurückzubr­ingen. „Ich garantiere Ihnen, das wird die Flüchtling­spolitik der EU sein.“(jo, APA)

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