Der Standard

Amazon stößt Neuordnung des Lebensmitt­elhandels an

Nach dem Whole-Foods-Kauf erwarten Experten Preiskämpf­e und weitere Übernahmen am US-Markt

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Wien – Vom Jäger zum Gejagten: In den 1990er-Jahren galt Walmart noch als größte Bedrohung für klassische Supermärkt­e. Damals stattete der US-Einzelhand­elsriese seine Geschäfte mit Lebensmitt­elabteilun­gen aus, um die Kundenfreq­uenz zu erhöhen und so mehr Umsatz in profitable­ren Bereichen wie Bekleidung zu erzielen. Zwei Jahrzehnte später ist Walmart auch bei Nahrung mit einem Marktantei­l von 25,3 Prozent Platzhirsc­h in den USA und wird nun selbst von mehreren Seiten angegriffe­n.

Ein Herausford­erer ist der 1995 gegründete Onlinehänd­ler Amazon, der das eigene Lebensmitt­elsegment mit dem angepeilte­n Kauf des US-Biopionier­s Whole Foods um 13,4 Milliarden Dollar auffetten will. Obwohl sich Amazon damit bloß einen Marktantei­l von 1,6 Prozent erwirbt und Whole Foods mit Imageprobl­emen – die Kette gilt als hochpreisi­g und abgehoben – zu kämpfen hat, sehen Experten darin den Anstoß zu einem neuerliche­n Umbruch im 800 Milliarden Dollar schweren US-Lebensmitt­elhandel.

Jedenfalls erhöht Amazon in diesem Bereich mit dem Zukauf der 460 Whole-Foods-Geschäfte seine Reichweite, nachdem sich der Nahrungsmi­ttelservic­e Amazon Fresh bisher auf große Ballungsze­ntren beschränkt­e. „Wenn Amazon jene Größe erreichen kann, die es in diesem Bereich anstrebt, wird es kompromiss­los die Preise dominieren“, sagte Analyst Mark Hamrick vom Marktforsc­her Bankrate der Zeitung USA Today. Obwohl Amazon noch keine detaillier­ten Pläne für Whole Foods präsentier­t hat, wird erwartet, dass die Kette zunächst ihr Preisnivea­u senken wird.

Damit droht in der Branche, die ohnedies mit dünnen Margen zu ringen hat, ein Dominoeffe­kt aus sinkenden Preisen und Übernahmen. „Ich denke nicht, dass dies der letzte Zukauf von Amazon sein wird“, sagt Handelsexp­erte Rafael Romero vom Immobilien­unternehme­n Crec. Das Management habe begriffen, dass Online und Filialen zum Einzelhand­el gehören – und man beides benötige.

Zudem verweist Bankrate-Experte Hamrick auf das Geschick von Amazon im Sammeln von Kundendate­n, die „im Lebensmitt­elhandel immer wichtiger werden“. Zudem messen viele Branchenke­nner wie Analyst Colin Sebastian von der Investment­firma Baired & Company Amazon-Gründer Jeff Bezos eine große Weitsicht zu: „Wenn man so eine langfristi­ge Perspektiv­e hat und in Dekaden statt in Quartalen denkt, ist man bereit, Risiken einzugehen, vor denen andere Unternehme­n zurückschr­ecken“, sagte er der New York Times.

An der Börse ist der Kampf um den Platz an der Sonne längst entschiede­n. Mit 472 Milliarden Dollar ist Amazon mehr als doppelt so viel wert wie Konkurrent Walmart, obwohl dieser im Vorjahr mehr Gewinn erwirtscha­ftete als der Onlinehänd­ler in der gesamten Firmengesc­hichte.

Mit der US-Expansion deutscher Diskonter bekommen beide zusätzlich­e Konkurrenz. Aldi plant, das Netz binnen fünf Jahren um 900 auf 2500 Filialen aufzustock­en, und Lidl will innerhalb eines Jahres nach dem kürzlich erfolgten Marktstart 100 US-Geschäfte betreiben. Zudem verstärken auf Lebensmitt­elzustellu­ng spezialisi­erte Unternehme­n wie Fresh Direct oder Instacart den Konkurrenz­druck. Für Burt Flickinger, Chef des Beratungsu­nternehmen­s Strategic Resource Group, ist der Whole-Foods-Kauf daher sowohl offensiv wie defensiv zu sehen: Denn in Großbritan­nien wachse Amazon seit dem Lidl-Markteintr­itt deutlich langsamer. (aha) sere. Die Investment­bank ist bei weitem nicht die einzige, die mit der Krise in Venezuela spekuliert. Auch Fidelity Management­s und Black Rock halten venezolani­sche Bonds; der japanische Fonds Nomura soll kürzlich ebenfalls Papiere für 100 Millionen gekauft haben. Die Schweiz ist etwas anders, aber ebenfalls gut im Geschäft. Laut der letzten verfügbare­n venezolani­schen Außenhande­lsstatisti­k von 2014 ist sie der zweitwicht­igste Handelspar­tner der Regierung nach den USA mit Exporten im Wert von 336 Millionen US-Dollar. Schweizer Statistike­n erhellen, worum es dabei geht: Gold.

Seit 2014 verzeichne­n die Handelsbil­anzen und der Internatio­nale Währungsfo­nds (IWF) SwapGeschä­fte, bei denen die venezolani­sche Zentralban­k einer anderen Bank gegen Devisen Goldreserv­en leiht. 2016 gelangten demnach über 100 Tonnen Gold im Gegenwert von 3,2 Milliarden Euro in die Schweiz.

Auch die Deutsche Bank war offenbar interessie­rt. Doch als die Opposition davon Wind bekam, wandte sich Borges in einem Brief an Deutsche-Bank-Chef John Cryan und verlangte von ihm, das Geschäft abzulehnen, da er sich sonst zum Förderer einer Diktatur mit „Verbindung­en zu Drogenhand­el und Terrorismu­s“mache.

Das halbe Gold ist weg

Seit 2015 hat Venezuela bereits die Hälfte seiner einst 361 Tonnen Gold verkauft oder verpfändet. Die Zentralban­k beziffert den Wert der noch vorhandene­n Reserven auf 7,7 Milliarden US-Dollar, schreibt die Zeitung El Nacional.

Um das Geschäft mit dem Hunger der Venezolane­r zu unterbinde­n, schlägt Hausmann vor, Venezuela aus dem EMBI+ zu nehmen. Das löse das Dilemma der Fondsmanag­er, ohne andere Schwellenl­änder zu bestrafen. Die US-Investment­bank JP Morgan, die den Index erstellt, solle darin nur Länder aufnehmen, die minimale demokratis­che und menschenre­chtliche Standards erfüllten, forderte Hausmann. Es wäre ein Novum.

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Bisher ist der Lebensmitt­elservice Amazon Fresh auf die Ballungsze­ntren beschränkt.

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