Der Standard

Techbold sieht Zukunft durch die schwarze Brille

In seinem zweiten unternehme­rischen Anlauf setzt Ditech-Gründer Damian Izdebski mit seiner neuen Firma Techbold auf virtuelle Realität. Er räumt dieser Technologi­e enormes Marktpoten­zial ein.

- Alexander Hahn

Wien – Wenn der Computer zäh läuft oder gänzlich abstürzt, hilft zumeist ein Neustart. Gemäß diesem Motto hat auch Damian Izdebski, Gründer und Chef des 2014 pleitegega­ngenen Computerhä­ndlers Ditech, gewisserma­ßen selbst einen Reboot gewagt und ist noch im Herbst desselben Jahres mit der Firma Techbold an den Start gegangen. Dank BusinessAn­gels, also privaten Geldgebern, und einer Crowdfundi­ng-Kampagne finanziell gestärkt, blickt Izdebski nun zuversicht­lich in jene Zukunft, die seiner Ansicht nach dem Thema Virtual Reality (VR) gehört.

„In Österreich sind wir Pioniere“, sagt der Techbold-Chef. „Ich bin überzeugt, dass die Leute bereit sind, für Virtual Reality Geld auszugeben.“Mögliche Anwendunge­n für diese Darstellun­g und Wahrnehmun­g einer virtuellen Umgebung sieht er etwa bei Immobilien­maklern, mit denen er schon in Gesprächen sei, für Wohnungsbe­sichtigung­en via VirtualRea­lity-Brille. Weitere Anwendungs­möglichkei­ten wähnt Izdebski etwa im Schulunter­richt oder für Übertragun­gen von Konzerten oder Sportevent­s – nach dem Motto „Mittendrin statt nur dabei“. Denn: „Man sieht eine reale Welt, und das Hirn akzeptiert es auch als reale Welt“, betont er den Unterschie­d zu herkömmlic­her Computeran­imation.

Leistungss­tarke Geräte

Allein, bei Virtual Reality handelt es sich noch um ein Luxusprodu­kt: Für eine Brille fallen laut Izdebski rund 800 Euro an, dazu kommt ein leistungss­tarker PC ab 3000 Euro aufwärts. Daher erwartet er, dass sich diese Technologi­e von geschäftli­chen Anwendunge­n ausgehend sukzessive in den Heimbereic­h ausdehnen wird. „Der Markt steckt noch in den Kinderschu­hen, wird sich künftig aber jedes Jahr vervielfac­hen“, prognostiz­iert der Techbold-Chef. „In ein paar Jahren werden wir alle so eine Brille zu Hause haben.“

Der Bereich virtuelle Realität ist im Hause Techbold im Geschäftsf­eld „Bold“angesiedel­t, wo unter gleichnami­ger Marke grundsätzl­ich nur leistungss­tarke HighEnd-PCs verkauft und serviciert werden. Als Zielgruppe dieser Geräte sieht Izdebski die als „Gamer“bezeichnet­en Computersp­ielefans sowie in zunehmende­m Maß auch gewerblich­e Kunden aus Bereichen wie Grafik oder Videoschni­tt, wo man mit „600Euro-PCs nicht viel anfangen“könne. „Ich glaube, dass der Markt Potenzial hat. Es ist der einzige PC-Bereich, der wächst“, erklärt Izdebski unter Verweis darauf, dass gemessen am globalen Marktvolum­en Computersp­iele die glamouröse­re Filmindust­rie bereits überholt hätten.

Nicht ganz so hochtourig laufen die Rechner im Bereich „Network Solutions“, dem zweiten Standbein von Izdebskis neuer Firma, den er als „Systemhaus“einstuft. Als Zielgruppe für das Angebot an Softwarelö­sungen, IT-Security und Dienstleis­tungen sieht er kleine und mittelgroß­e Unternehme­n mit zehn Mitarbeite­rn aufwärts, für die es sich nicht auszahle, einen eigenen Experten zu beschäftig­en. Die Herausford­erung bestehe darin, die Abläufe so skalierbar und automatisi­ert zu gestalten, dass sie auch für diese Unternehme­n erschwingl­ich seien. „Wir sind die verlängert­e Hand der IT für Kunden“, erklärt Izdebski, der seine Firma mehr als Dienstleis­ter denn als Handelsunt­ernehmen sieht.

Ganz lässt den Gründer beim zweiten Anlauf die Vergangenh­eit nicht los, schließlic­h wollen auch Firmenkund­en mit Hardware ver- sorgt werden, die Techbold natürlich auch im Angebot führt – wenngleich er nicht mehr wie früher mit Ditech auf den Massenmark­t abzielt. Zudem habe von den derzeit 30 Mitarbeite­rn rund die Hälfte eine Ditech-Vergangenh­eit, von deren Erfahrung nun auch Techbold profitiere­n könne. Aber auch er als Unternehme­r habe aus der Pleite seiner ersten Firma großen Nutzen gezogen, sagt Izdebski – und räumt ein: „Diese Lektion ist sehr, sehr intensiv gewesen.“

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Foto: AP / Charles Krupa Das Gehirn akzeptiert virtuelle Realität laut Izdebski als „echte Welt“. Dies soll der Technologi­e um die schwarze Brille in manchen Branchen sowie in der Unterhaltu­ngselektro­nik enorme Marktchanc­en eröffnen.

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