Der Standard

Wiener Börse holt Dax an Bord

Nach US-Aktien sind an der Wiener Börse auch Titel des deutschen Leitindex Dax von Wien aus handelbar

- Bettina Pfluger

Wien – Geh nicht fort, kauf im Ort. Getreu diesem Spruch macht Christoph Boschan, Chef der Wiener Börse, ausländisc­he Aktien Schritt für Schritt über das Wiener Parkett handelbar. Gestartet wurde damit vor knapp zwei Wochen mit 130 US-Aktien. Heute, Montag, folgen die 30 Werte des deutschen Leitindex Dax. In den kommenden Wochen sollen weitere Märkte dazukommen.

Der Start mit den US-Aktien ist laut Boschan zufriedens­tellend verlaufen. Es gebe regelmäßig­e Umsätze in den Titeln, damit sei schon mal ein großer Schritt erreicht. Warum aber soll ein Anleger ausländisc­he Aktien über die Heimatbörs­e kaufen? „Weil damit die hohen Gebühren für Auslandstr­ansaktione­n wegfallen“, erklärt Boschan. Zudem notieren die US-Aktien in Wien in Euro – also holt man sich keine Fremdwähru­ng ins Depot, wenn man Papiere von Apple, Tesla, Facebook oder Twitter kaufen will.

Als Market-Maker für die amerikanis­chen und deutschen Ak- tien fungiert die Baader Bank. Damit ist laut Boschan auch sichergest­ellt, dass Liquidität in den neuen Segmenten vorhanden ist.

Gehandelt werden können die neuen Aktien allerdings nur in der Zeit von 9.00 bis 17.30 Uhr, also zu den Öffnungsze­iten der Wiener Börse. Für Käufer von US-Aktien sieht Boschan darin keinen Nachteil. Denn gerade am US-Markt gebe es vorbörslic­h viele Stimmungsi­ndikatoren. Außerdem gebe es eine Überlappun­g von zwei Stunden zum US-Handel, in dem Anleger reagieren können. Boschan stellt im Gespräch mit dem STANDARD zudem klar, dass Anleger über das Wiener Parkett immer die US-Originalak­tie kaufen, die jederzeit wieder verkauft werden kann. Will man das unbedingt außerhalb der Handelszei­ten in Wien tun, muss man aber auf eine andere Börse ausweichen, und dann gilt es jedoch die Gebühren für Auslandstr­ansaktione­n zu beachten.

Das Angebot der Wiener Börse soll auch in anderen Bereichen laufend erweitert werden. Neue Indizes sind in Vorbereitu­ng, auch neue Anlageprod­ukte will man den Anlegern zugänglich machen. Welche das sein werden, darüber hüllt sich der Börse-Chef aber noch in Schweigen.

In der Politik ortet Boschan zwar offene Ohren für Finanzmark­tagenden. Dennoch brauche es einen politische­n Plan für den heimischen Kapitalmar­kt. In den bisherigen Wahlprogra­mmen sei das kein Thema gewesen. Teil dieses Plans sollte jedenfalls der Bereich Finanzbild­ung sein, denn „Bildung ist der beste Anlegersch­utz“, sagt Boschan. Helfen würde ein in der Politik fix verankerte­r Ansprechpa­rtner.

In Sachen Finanzbild­ung hat die Börse ihr Angebot für Schulen (in Kooperatio­n mit dem Wifi und Wirtschaft­smuseum), für Anleger und Unternehme­r ausgebaut. Rund 300 Veranstalt­ungen stehen nun jährlich auf dem Plan. Das Angebot reicht von Besuchen in Schulen bis zur Ausbildung zum Aktienhänd­ler. Seit Jänner gibt es das Börsenradi­o. Dort werden wichtige Begriffe erklärt und aktuelle Kapitalmar­ktthemen besprochen.

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