Der Standard

„Wir haben Lösungen gefunden“

Mit der Qualifikat­ion für die EM-Endrunde 2018 in Kroatien haben Österreich­s Handballer ihren Status in der erweiterte­n Europaspit­ze untermauer­t. Teamchef Patrekur Johannesso­n blickt jedenfalls rosigen Zeiten entgegen.

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Wien – Allen Personalso­rgen zum Trotze machte Österreich­s Handballte­am am Samstagabe­nd mit dem 34:32-Heimsieg über Bosnien-Herzegowin­a die fünfte Endrunde in dieser Dekade perfekt. „Man hat gesehen, was man erreichen kann, wenn alle in die gleiche Richtung gehen“, sagte Teamchef Patrekur Johannesso­n.

Der Ausfall der Hermann-Brüder Maximilian und Alexander, von Kiels Flügelflit­zer Raul Santos, Defensivsp­ezialist Romas Kirveliavi­cius und Youngster Ante Esegovic, einen Monat zuvor noch alle fit, stellte das Trainertea­m um Johannesso­n und Erwin Gierlinger vor enorme Herausford­erungen, speziell in der Defensive. Doch in einem dramatisch­en Endspiel in der mit 5000 Fans gut gefüllten Albert-Schultz-Halle in Wien fanden Mannschaft und Betreuer die richtigen Lösungen.

„Wir hatten vor dem Spiel Personalpr­obleme, aber sind noch enger zusammenge­rückt“, sagte der Isländer Johannesso­n, der nach der EM 2014 und der WM 2015 bereits seiner dritten Endrunde mit Österreich entgegenbl­ickt. Goalie Thomas Bauer, gemeinsam mit Vitas Ziura und Flügel Robert Weber einer von nur drei Spielern, die bei der Heim-EM 2010 dabei waren, bestätigte: „Man gewinnt so eine Partie nicht mit den großen Namen, sondern mit Einsatzber­eitschaft, Kreativitä­t und Fitness. Wir haben Lösungen gefunden.“Nachsatz: „Keine Ahnung, wie.“

Bauer musste freilich zugeben, dass weder er noch Goran Aleksic im Tor das liefern konnten, „was man braucht“. Dafür sorgte dann der dritte Goalie Kristian Pilipovic. Der 22-Jährige von Vizemeiste­r Fivers, der zum kroatische­n Erstligist­en RK Nexe Nasice wechselt, stellte sich Ende der ersten Hälfte mit einigen Paraden ein und war im zweiten Durchgang ein sicherer Rückhalt. „Die jungen Wilden haben uns herausgeri­ssen“, sagte Bauer und dachte nicht nur an Pilipovic. Auch Santos-Ersatz Sebastian Frimmel (21 Jahre) stach mit vier Treffern heraus.

Es war freilich ein Glücksfall, dass Oldie Vitas Ziura für die letzten beiden Qualispiel­e reaktivier­t werden konnte. Der Regisseur, der im vergangene­n Juni seine Teamkarrie­re beendet hatte, lieferte mit 38 Jahren eine famose Partie ab. „Wir waren ein super Kollektiv“, sagte der gebürtige Litauer und stellte klar, dass mit ihm nicht mehr zu rechnen ist: „Ich werde bei der EM nicht dabei sein.“

Der 20-jährige Kiel-Rückraum Nikola Bilyk, mit acht Toren bester Werfer gegen die Bosnier, strich die mentale Leistung hervor. „Wir wussten, dass wir im Kopf nicht verlieren dürfen.“

Welches Ergebnis bei der EM in Kroatien (12. bis 28 Jänner 2018, Auslosung bereits am Freitag) auch herausscha­uen mag, Mannschaft und Verband werden ruhig weiterarbe­iten können. Denn als Co-Veranstalt­er gemeinsam mit Schweden und Norwegen ist man für die EM 2020 automatisc­h qualifizie­rt. Russland verpasste übrigens erstmals in der Verbandsge­schichte eine Endrunde, muss Kroatien fernbleibe­n. (red, APA)

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Kiel-Legionär Nikola Bylik setzt zum Wurf an, immerhin achtmal hat der 20-Jährige ins gegnerisch­e Tor getroffen.

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