Der Standard

Der falsche Weg

- Luise Ungerboeck

Der Tanz, den die Regierung bei der Modernisie­rung des Vergaberec­hts aufführt, wird langsam peinlich. Erst rühmt man sich, Lohndrücke­rei auf Großbauste­llen abzustelle­n, indem künftig der Bestbieter den Zuschlag bekommt und nicht der Billigstbi­eter. Das erhöht zwar die Kosten für den Staat, sollte aber verkraftba­r sein, wenn dadurch Sozialdump­ing hintangeha­lten wird.

Daraus wird vorerst nichts. Denn Bestimmung­en und Formulieru­ngen im Gesetzentw­urf sind so schwammig, dass selbst dubiose Vergaben wie die legendäre Auswahl der Investment­bank für den Buwog-Verkauf möglich wären. Der lausigste Billigstbi­eter könnte zum Zug kommen, weil der Preis die Qualitätsk­riterien ausstechen kann.

Besonders armselig ist das Schauspiel rund um die von der ÖVP quasi in letzter Minute eingebrach­te Forderung, öffentlich finanziert­e Schienenve­rkehrsleis­tungen dem Ausschreib­ungsgebot zu unterwerfe­n. Das ist zwar ganz im Sinne der neuen EU-Direktive, mit der SPÖ aber nicht zu machen. Die will nicht nur die Übergangsf­rist bis 2023 voll ausnützen, sondern „ihrer“ÖBB bis in alle Ewigkeit Milliarden­aufträge zuschanzen. Zweifellos wird es kein Spaziergan­g, wenn die ÖBB keinen Dauerauftr­ag auf Direktverg­aben mehr hat, sich dem Wettbewerb stellen muss. Aber Hintertüre­n und Ausnahmebe­stimmungen sind ebenso wenig Rüstzeug für die Zukunft wie eine unheilige Allianz aus Wirtschaft­skammer und Gewerkscha­ft.

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