Der Standard

Gratis ab dem ersten Tag

- Günther Oswald

Es hat sich schon einiges getan beim Ausbau der Kinderbetr­euungsplät­ze. So fair muss man sein. Allerdings gibt es in ländlichen Gegenden noch immer Defizite bei den Angeboten für null- bis dreijährig­e Kinder. Ob dort tatsächlic­h so viel weniger Nachfrage besteht als in Städten, kann man nur herausfind­en, wenn ein Rechtsansp­ruch auf einen Betreuungs­platz eingeführt wird.

Dass die SPÖ nun im Wahlkampf auf dieses Thema setzt, ist daher zu begrüßen. Auch ÖVP-Familienmi­nisterin Sophie Karmasin hat sich in der Vergangenh­eit schon in diese Richtung geäußert. Einer Umsetzung sollte also nichts im Wege stehen, auch wenn natürlich noch viele Fragen offen sind. Vor allem jene: Was passiert, wenn eine Gemeinde trotz Rechtsansp­ruchs keinen Platz anbietet?

Die Politik sollte das Thema aber noch mutiger denken. Die frühkindli­che Bildung ist für die Entwicklun­g von Kindern, vor allem von benachteil­igten, essenziell. Daher sollte nicht nur das letzte oder die letzten zwei Kindergart­enjahre gratis sein, sondern jede profession­elle Betreuung ab dem ersten Tag. In der Schule ist (weitgehend­e) Kostenfrei­heit eine Selbstvers­tändlichke­it. Warum bei den Kleinsten nicht? Klar: Eine solche Reform wäre teuer. Die Kosten könnte man sich aber weitgehend in anderen Bereichen zurückhole­n. An den Unis wären – sozial gestaffelt – auch höhere Eigenleist­ungen zumutbar. Ein 20-Jähriger kann in den Ferien arbeiten, ein Zweijährig­er eher nicht.

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