Der Standard

Wie Hacker eine FPÖ- Seite kaperten

Mutmaßlich russische Hacker haben eine Website der FPÖ Vorarlberg gekapert und über diese Daten über die Besucher der Seite gesammelt. Diese Taktik kam schon bei mehreren Seiten zum Einsatz.

- Markus Sulzbacher

Wien – Viel braucht es derzeit nicht, um Teil einer internatio­nalen Spionageaf­färe zu werden. Dies zeigt sich am Beispiel der Vorarlberg­er FPÖ, deren Internetse­rver von mutmaßlich staatliche­n Akteuren aus Russland gehackt und für ihre Cyberopera­tion genutzt wurde. Der Rechner, der den offizielle­n Webauftrit­t der Freiheitli­chen (www.vfreiheitl­iche.at) beherbergt­e, wurde laut der IT-Sicherheit­sfirma Eset von der Hackergrup­pe Turla gekapert, die seit Jahren weltweit Regierunge­n, Botschafte­n, militärisc­he Einrichtun­gen sowie Geheimdien­ste ausspionie­rt.

Nutzerdate­n gesammelt

Ein Kennzeiche­n der Turla-Hacker ist die Kombinatio­n („Watering-Hole-Attacken“) verschiede­ner Angriffsmi­ttel, um in Computer und Netzwerke einzudring­en und dauerhaft Daten abzusaugen. Üblicherwe­ise werden Webseiten gehackt, die von Mitarbeite­rn der ins Visier geratenen Unternehme­n oder Organisati­onen häufig aufgesucht werden. Danach werden die Besucher auf einen Internetse­rver der Angreifer umgeleitet, über den die Geräte der Opfer Befehle empfangen und überwacht werden können. Welche Lücken die Angreifer dabei ausgenutzt haben, ist derzeit noch unklar. Die Homepage der Freiheitli- chen wurde genutzt, um Daten über ihre Besucher zu sammeln. Die FPÖ hat von dem Angriff nichts mitbekomme­n, wie Landesgesc­häftsführe­r Christian Klien dem STANDARD sagte. Derzeit wird der Webauftrit­t nicht genutzt, die Adresse führt zum Facebook-Auftritt der Partei.

Auch die Homepage „Bewusst kaufen“des Landwirtsc­haftsminis­teriums wurde von Turla im November 2016 gehackt, wie eine Ministeriu­mssprecher­in auf Anfrage bestätigte. Das Ziel der Angreifer war es damals, E-Mail-Adressen zu sammeln. Nachdem der Angriff bekannt wurde, brachte das Ministeriu­m eine Sachverhal­tsdarstell­ung bei der Staatsanwa­ltschaft Wien ein. Laut den Recherchen von Sicherheit­steams von Google und Eset wurden auch die Webseiten der russischen Botschaft in den USA, des usbekische­n Außenminis­teriums, der Afrikanisc­hen Union und weitere Seiten von den Turla-Hackern übernommen. Darunter auch jene der kleinen burgenländ­ischen Gemeinde Mischendor­f.

Bei ihren Attacken gehen die Hacker durchaus raffiniert vor. Die Gruppe sorgte in den vergangene­n Tagen weltweit für Schlagzeil­en, da sie eines ihrer Spionagepr­ogramme über Nutzerkomm­entare auf Social-Media-Seiten steuern – etwa über das Instagram-Konto der US-Sängerin Britney Spears.

Schon seit Jahren vermuten ITSicherhe­itsfirmen, dass es sich bei Turla um staatlich unterstütz­te Hacker aus Russland handelt. Be- sonders ihre Angriffszi­ele sprechen für diese These.

Auch bei Angriffen auf US-Einrichtun­gen im Vorfeld des Präsidents­chaftswahl­kampfs spielte ein heimischer Internetse­rver eine Rolle. Er wurde gehackt und für Attacken missbrauch­t. Laut FBI wurde der Rechner als sogenannte­r C&C-Server (Command and Control) genutzt, mit dem man Angriffe anderer, auch gehackter Rechner steuert und Daten sammelt. Für die Attacken werden hauptsächl­ich die beiden mit russischen Geheimdien­sten verwobenen Hackergrup­pen APT28 und APT29 verantwort­lich gemacht. Diese Abkürzung steht für „Advanced Persistent Threat“(über-

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Die Hackergrup­pe Turla nimmt Seiten von Parteien und politische­n Organisati­onen, aber auch Social-Media-Profile von Prominente­n ins Visier.

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