Der Standard

Ruderin Lobnig historisch

Wie Magdalena Lobnig den Schmerz hinter sich ließ und zu einem Rekord ruderte

- Fritz Neumann

Poznań/Wien – Kleines Land, starke Frauen. „Eine Medaille muss her.“So redet Magdalena Lobnig (26) jetzt, wenn sie über den Höhepunkt der Rudersaiso­n redet, die Weltmeiste­rschaft Ende September in Sarasota in Florida. Vor kurzem hat die Kärntnerin noch ganz anders geredet. „Meine Erwartunge­n sind gleich null“, sagte sie auf dem Weg zum Weltcup in Poznań (Polen).

Dazwischen liegt ein sensatione­ller Sieg, ein Sieg in Rekordzeit. Noch keine Solistin hat im Weltcuprah­men die 2000 Meter flotter zurückgele­gt. Lobnig hängte in 7:13,26 Minuten indirekt die Deutsche Katrin Rutschkow ab, die 2003 exakt 7:14,12 Minuten markiert hatte. „Das ist nicht irgendwas.“Im direkten Vergleich verwies sie die Britin Victoria Thornley um 1,48 und die Chinesin Jingli Duan um 2,22 Sekunden auf die Plätze. „Die sind nicht irgendwer.“

Jingli Duan war zweimal WMDritte und holte im Vorjahr auch Olympiabro­nze, Thornley war Olympiazwe­ite im Doppelzwei­er und stieg dann in den Einer um, in dem sie sich auf Anhieb etablierte – Ende Mai holte die Waliserin in Račice u Štětí in Tschechien den EM-Titel.

Lobnig, die Europameis­terin von 2016, hatte für die Titelkämpf­e abgesagt. „Ich hab’ mich beim Krafttrain­ing voll verrissen.“Eine Rippenverl­etzung beleidigte das Kreuz, Verspannun­gen und eine Blockade im Lendenwirb­elbereich waren die Folge. „Mein Rücken war eine einzige Baustelle“, sagt Lobnig, die kaum an ein ordentlich­es Training denken konnte. „Die letzten Wochen waren physisch und psychisch hart.“

17 Jahre sind vergangen

Ihr Trainer Kurt Traer ließ sie Rad fahren, bis ihr „fast schwarz vor Augen wurde“. Beim Rudern kam so oder so der Schmerz, vor allem bei den harten Schlägen am Start und im Endspurt. Ein guter Vorlauf ließ die Erwartunge­n freilich leicht steigen. Rang zwei im Semifinale war nur ein kleiner Rückschlag. Und im Finale kam Lobnig nach verhaltene­m Start „bald richtig gut ins Rudern. Das war Balsam für die Seele“.

Am Ende hatte die 1,80 Meter große und 69 Kilogramm schwere Heeresspor­tlerin aus St. Veit an der Glan den ersten heimischen Weltcupsie­g seit 17 Jahren verbucht. Am 25. Juni 2000 lagen zwei Vierer, ein leichter und ein schwerer, beim Weltcup in Wien voran. Im schweren Boot saß u. a. Horst Nussbaumer, mittlerwei­le seit vier Jahren Präsident des Ruderverba­nds (ÖRV). Nussbaumer ist „superfroh über Magdalenas Erfolg“. Die Kärntnerin ist das Aushängesc­hild des Verbands. Im Vorjahr, da der ÖRV erstmals seit 2004 wieder olympisch vertreten war, schaffte sie in Rio de Janeiro den sechsten Platz.

Neben Lobnig, die beim Weltcupfin­ale in Luzern (ab 7. Juli) nach dem Gesamtsieg greift, könnte sich Anja Manoutsche­hri – im nicht-olympische­n leichten Einer – für die WM qualifizie­ren. Paul und Bernhard Sieber, in Rio im Semifinale ausgeschie­den, wollen sich ebenfalls in Luzern für die WM empfehlen. Nussbaumer geht davon aus, dass auch ein schweres Boot die WM-Norm erfüllt, womöglich ein weiterer Zweier. Kleines Land, kleine Boote.

 ??  ??
 ??  ?? „Da ist sie“, rief Lobnig und zeigte ihre Goldmedail­le im Weltcup her.
„Da ist sie“, rief Lobnig und zeigte ihre Goldmedail­le im Weltcup her.

Newspapers in German

Newspapers from Austria