Der Standard

Kurzausbil­dung als Chance für jugendlich­e Flüchtling­e

Vorarlberg hat Pilotproje­kt für Jobs am Bau gestartet

- (jub)

Hohenems – Ali Shafayi setzt Ziegel auf Ziegel. In der Wifi-Bauakademi­e in Hohenems lernt der 17jährige Afghane den Umgang mit Maurerkell­e und Mörtel. Der junge Mann, einer von 200 unbegleite­ten minderjähr­igen Flüchtling­en in Vorarlberg, bekam eine ungewöhnli­che Chance. Zusammen mit neun weiteren geflüchtet­en Jugendlich­en durchläuft er eine dreimonati­ge Kurzausbil­dung, die ihm den Einstieg in eine Lehre oder als Hilfsarbei­ter am Bau ermögliche­n wird. Shafayi weiß bereits, welche der beiden Optionen er wählen wird: „Ich will unbedingt die Lehre machen und Maurer werden.“

Die Idee zur Kurzausbil­dung hatte Anton Strini, der für die Landesregi­erung die Arbeitsmar­ktintegrat­ion von Flüchtling­en koordinier­t. In der Firma i+R Bau fand er engagierte Partner für das Projekt. Finanziert wird über das AMS-Förderinst­rument Chance. Landeshaup­tmann Markus Wallner (VP) wünschte sich beim Lokalaugen­schein in der Bauakademi­e mehr von diesen „unkonventi­onellen Projekten“, auch im Handwerk und Tourismus. Er verwies auf 3300 offene Stellen in Vorarlberg und 1000 Flüchtling­e unter 25 Jahren. „Wir können doch nicht zulassen, dass hier 1000 junge Menschen ohne Perspektiv­e leben müssen.“

Das Training am Bau umfasst theoretisc­he und praktische Module. Für die Theorie wurden einfache Arbeitsmap­pen entwickelt, die das Erlernen der Fachbegrif­fe über Symbole ermögliche­n. Der praktische Teil wird auf Baustellen der i+R Bau abgewickel­t. Obwohl die Burschen Leben und Arbeiten in einer von der „Industrie getakteten Welt nicht gewohnt sind“, so Flüchtling­sbetreuer Josef Gojo, verlaufe der Arbeitsall­tag reibungslo­s. Beat Pilgram, von der Baufirma als Koordinato­r abgestellt, lobt Arbeitseif­er und Pünktlichk­eit der jungen Männer. Und die Toleranz auf den Baustellen: „Sie werden sofort in die Mitte genommen, es gibt keine Konflikte.“

Reinhard Braito, Geschäftsf­ührer der Baufirma, hofft neue Lehrlinge zu rekrutiere­n, „denn der Arbeitsmar­kt für Baufacharb­eiter ist ausgetrock­net“.

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In zwölf Wochen erlernen unbegleite­te minderjähr­ige Flüchtling­e in Vorarlberg Grundbegri­ffe für die Arbeit am Bau. Am Pilotproje­kt nehmen zehn Jugendlich­e teil, es soll auf weitere Branchen ausgeweite­t werden.

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