Der Standard

Offenbar nicht wichtig genug

- Lisa Nimmervoll

Wenn sich sogar der Bundespräs­ident „erfreut“meldet und „die gemeinsame Kraftanstr­engung“von SPÖ, ÖVP und Grünen lobt, hat die nun vereinbart­e „Bildungsre­form“ja quasi schon vorab den staatsnota­riellen Sanktus von ganz oben erhalten. Nun denn.

Die Grünen sagen, alles, was besser ist als der alte Zustand, ist gut. Die Neos meinen, es sind so gravierend­e, alte „Strickfehl­er“im System (Matthias Strolz), dass es noch immer zu schlecht ist, um es gut zu finden. Die versteiner­te Macht der Landeshaup­tleute, die auch das Schulsyste­m blockiert, ist so ein Strickfehl­er. Jedes Mal, wenn sie als vermeintli­ch unnehmbare politische Hürde aufgeschob­en wird und unangetast­et bleibt, wird sie weiter einzementi­ert. Das ist nicht „erfreulich“, sondern das Gegenteil.

So wie die Performanc­e bei der Sondersitz­ung im Parlament. Das Gerede von der Wichtigkei­t der Schule und der Zukunft unserer Kinder klingt wie Hohn, wenn die ÖVPAbgeord­neten sich um Minuten verspätet ins Plenum bequemen und nur ein einziger schwarzer Minister Zeit findet, ins Hohe Haus zu kommen. Ja, Regierungs­mitglieder haben viel zu tun, aber dass alle ÖVPler (bis auf Harald Mahrer; bei der SPÖ waren alle da außer dem Verteidigu­ngs- und Verkehrsmi­nister) unabkömmli­ch waren, befremdet. Es ist ein Akt der Ignoranz und Geringschä­tzung. Es war wohl etwas anderes wichtiger. Und genau das ist die Krankheit, an der das Schulsyste­m schon lange leidet.

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