Der Standard

Dustin Guy Defa im Filmcasino

Unberechen­bare und unkonventi­onelle Miniaturen: Ein Abend mit dem US-Filmemache­r Dustin Guy Defa im Wiener Filmcasino.

- Michael Pekler

Wien – „Because she’s nuts.“Mancher braucht eben einen guten Grund, eine hübsche Frau nicht küssen zu wollen. Oder einen mindestens so guten wie sie, die als Partygast die Wohnung des Gastgebers trotz mehrfacher Aufforderu­ng nicht mehr verlassen will. Aber warum sollte die Unbekannte, die bei ihm morgens auf dem Fußboden aufwacht, eigentlich nicht bleiben? Und an wessen Seite findet man sich in Person to Person von Dustin Guy Defa wieder?

Mit einer knappen halben Stunde ist diese pointierte Miniatur ohne konvention­elle Pointe eine von Defas längeren Kurzfilmen. Zu sehen ist sie heute, Dienstag, im Rahmen eines dem New Yorker Filmemache­r gewidmeten Abends im Wiener Filmcasino. Defa, der erst vor wenigen Wochen in Sundance seinen zweiten Langfilm präsentier­te, beweist mit seinen unkonventi­onellen Erzählunge­n jedenfalls stets eine Vorliebe für das Unberechen­bare.

In Dramatic Relationsh­ips etwa bricht er Dreharbeit­en zu „dramatisch­en Beziehungs­szenen“mittels Regieanwei­sungen auf undramatis­che Weise herunter. In seinem frühen Footage-Film Family Nightmare, einer Aufarbeitu­ng der eigenen Familienge­schichte, bilden die erschütter­nden Schlusstit­el mit der im Film eingesetzt­en Verfremdun­g des Originalto­ns eine bittere, unheilvoll­e Allianz.

Das Sprechen und die Sprache sind in diesen Filmen, in denen die Einflüsse der Independen­tszene rund um Joe Swanberg dezent nachklinge­n, stets Ausdruck einer Selbstverg­ewisserung. Die bemerkensw­erte Eigenständ­igkeit von Defas Filmen rührt aber nicht zuletzt von seiner Liebe zum Analogen: Gedreht auf 16 mm, erinnern sie in ihrer Rauheit an das US-Kino der 1970er-Jahre, erfüllt von einem improvisat­orischen Atem. So wie in Review, in dem eine Frau ihren Freunden von einem Film über einen New Yorker Taxifahrer erzählt – ohne jemals den Titel zu nennen. Wer also hat Cybill Shepherd ins Pornokino eingeladen? 20. 6., Filmcasino Wien, 20.15. Anschließe­nd Dustin Guy Defa im Gespräch mit STANDARD- Filmredakt­eur Dominik Kamalzadeh.

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Wer nicht gehen will, muss bleiben: Deragh Campbell als ungebetene­r Gast in „Person to Person“.

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