Der Standard

Kurz: Scharfer Blick auf Islam-Kindergärt­en

Kriterienk­atalog soll bisherige Gepflogenh­eiten in Wien unmöglich machen

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Wien – ÖVP-Chef Sebastian Kurz, Außen- und Integratio­nsminister, will bei der Stadt Wien weiter Druck gegen islamische Kindergärt­en machen. In einem Forderungs­katalog schlägt Kurz strengere Voraussetz­ungen für die Bewilligun­g, Deutsch als Bildungssp­rache und häufigere Kontrollen vor.

Die Aussage, es solle keine islamische­n Kindergärt­en geben, denn es brauche sie nicht, hatte Kurz vergangene Woche von den anderen Parteien viel Kritik eingebrach­t. De facto gibt es solche Kindergärt­en nur in Wien – der zuständige Stadtrat Jürgen Czernohors­zky (SPÖ) befand, „Politik soll Probleme lösen und nicht erfinden“. Der Religionsp­ädagoge Ednan Aslan hatte gemeint, die Forderung nach einer Schließung dieser Kindergärt­en sei überzogen, 15.000 Eltern wollten eine entspreche­nd religiös ausgericht­ete Erziehung ihrer Kinder. Allerdings ist auch Aslan der Meinung, dass diese überwacht werden müsse.

Kurz will über eine Verschärfu­ng der Qualitätsk­riterien die Schließung aller islamische­n Kindergärt­en in Wien erreichen. Seine Liste sieht vor, „konfession­elle“Kindergärt­en streng zu definie- ren und im Wiener Kindergart­engesetz Deutsch als Pflicht im Kindergart­en und in Kindergrup­pen zu verankern. Jene konfession­ellen Einrichtun­gen, die nicht Deutsch als Bildungssp­rache haben, sollen keine Fördermitt­el erhalten.

Die Anforderun­gen an Pädagogen sollen angehoben werden, indem die Ausschluss­gründe um „persönlich­e Wertvorste­llungen, die gegen eine positive Grundeinst­ellung gegenüber Staat und Gesellscha­ft sprechen“erweitert werden. Für Assistente­n soll ein Deutschniv­eau von C1 (das ist die fünfte Stufe auf der sechsstufi­gen Kompetenzs­kala des gemeinsame­n europäisch­en Referenzra­hmens für Sprachen) festgeschr­ieben werden. Auch die Bewilligun­g der Einrichtun­gen soll strenger werden: Neben der „persönlich­en Eignung der Betreuungs­personen sowie des Trägers“soll auch mehr Augenmerk auf das pädagogisc­he Konzept gelegt werden: Dieses soll demnach auch konfession­elle Inhalte umfassen und veröffentl­icht werden müssen.

Dass die Regelungen auf islamische Kindergärt­en abzielen, verteidigt Kurz – bei anderen konfession­ellen Kindergärt­en, etwa katholisch­en, gebe es keine Integratio­nsprobleme.

Doskozil auf Kern-Linie

In der ORF- Pressestun­de räumte Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil (SPÖ) mit der Vermutung auf, er stünde Kurz näher als seinem eigenen Parteichef und Kanzler Christian Kern.

Doskozil betonte, mit Kern eng abgestimmt zu sein und gab diesem recht, dass sich die Schließung der Mittelmeer-Flüchtling­sroute „nicht von heute auf morgen lösen ließe“, wie es Äußerungen von Kurz in der Vorwoche nahegelegt hatten. (red, APA)

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Foto: APA/Hochmuth Kurz will Latte für islamische Kindergärt­en höher legen.

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