Der Standard

Dämpfer für Renzi

Berlusconi als Gewinner bei Kommunalwa­hlen in Italien

- Dominik Straub aus Rom

Die Niederlage des sozialdemo­kratischen Partito Democratic­o (PD) bei der zweiten Runde der italienisc­hen Kommunalwa­hlen am Sonntag hat schon fast historisch­e Ausmaße. Das lässt sich am besten am Resultat von Genua ablesen: In der Hafenstadt, die seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ununterbro­chen von linken Regierunge­n geführt worden war, siegte der Mitte-rechts-Kandidat Marco Bucci mit 55 Prozent.

Auch andere rote Hochburgen fielen. Von den 22 Provinzhau­ptorten, in denen Stichwahle­n stattfande­n, wurden 16 von Mitterecht­s-Kandidaten erobert, nur sechs gingen an linke Kandidaten. Zuvor war dort das Verhältnis (fast) umgekehrt gewesen: 7:15.

Enttäuschu­ng für „Grillini“

Die Protestbew­egung von Beppe Grillo spielte kaum noch eine Rolle: Ihre Kandidaten hatten im ersten Durchgang vor zwei Wochen in keinem Hauptort den Sprung in Runde zwei geschafft. Die „Grillini“eroberten am Sonntag als Trostpreis immerhin sechs Rathäuser in kleineren Gemein- den, unter anderem in der toskanisch­en Marmorstad­t Carrara.

Renzi, der große Verlierer, gestand die Niederlage zwar ein, aber er verneinte, dass sie im Hinblick auf die kommenden Parlaments­wahlen ein Alarmsigna­l sei. „Kommunalwa­hlen sind etwas anderes als nationale Wahlen“, erklärte er. Das mag grundsätzl­ich zutreffen, aber es ist offensicht­lich, dass der von Renzi geführte PD einen zunehmend hohen Preis zahlt für seine Flügelkämp­fe.

Die großen Sieger der Kommunalwa­hlen sind Silvio Berlusconi­s Forza Italia und Matteo Salvinis Lega Nord, die in fast allen Gemeinden geeint angetreten sind. „Ich bin zurück, und das sieht man“, erklärte der immer noch mit einem Ämterverbo­t belegte Berlusconi freudestra­hlend. Und: „Wenn wir es schaffen, auch bei den nationalen Wahlen gemeinsam anzutreten, können wir an die Macht zurückkehr­en.“Der Weg zur Einigkeit verspricht jedoch steinig zu werden: Berlusconi und Salvini können sich nicht leiden; der 80-jährige Ex-Premier würde wohl lieber sterben, als Salvini die Spitzenkan­didatur bei den Parlaments­wahlen zu überlassen.

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