Der Standard

Teile von Trumps „Travel Ban“können in Kraft treten

Supreme Court hob einstweili­ge Verfügunge­n gegen Einreiseve­rbot auf und will den Fall im Herbst verhandeln

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– Der US-SupremeCou­rt hat am Montag eine weitreiche­nde Entscheidu­ng im Zusammenha­ng mit dem umstritten­en Einreiseve­rbot von US-Präsident Donald Trump gefällt: Das Oberste Gericht der Vereinigte­n Staaten gab am Montag dem Antrag der Regierung in Teilen statt, die einstweili­gen Verfügunge­n untergeord­neter Instanzen gegen den Erlass vom 6. März aufzuheben.

Zudem soll ein 120-tägiges Verbot der Einreise von Flüchtling­en in die USA zum Teil genehmigt werden. Damit kann der sogenannte „Travel Ban“in Kraft treten, bis im Herbst darüber am Supreme Court verhandelt wird.

Einzig für Personen, die eine „Bona fides“-Beziehung in die USA haben (etwa Verwandte in den Vereinigte­n Staaten), bleibt das Dekret ausgesetzt, so das Gericht am Montag. Es war nicht sofort klar, welche unmittelba­ren Auswirkung­en die Entscheidu­ng für Einreisend­e aus sechs überwiegen­d muslimisch­en Ländern haben wird.

Zuvor juristisch­e Niederlage­n

Die US-Regierung hatte den Supreme Court nach ihrem Scheitern vor zwei Bundesberu­fungsgeric­hten angerufen. Sie beantragte, dass die neun Richter über die Verfassung­smäßigkeit des Dekrets entscheide­n und in der Zwischenze­it das Inkrafttre­ten der Einreiseve­rbote erlauben.

Noch vor zwei Wochen hatte Trump mit dem Einreiseve­rbot eine juristisch­e Niederlage erlitten. Ein Berufungsg­ericht in San Francisco bestätigte damals weitgehend eine Entscheidu­ng eines Richters in Hawaii, der Teile von Trumps Erlass im März außer Kraft gesetzt hatte. Die Regierung hatte schon im Mai vor einem anderen Berufungsg­ericht in Virginia eine Niederlage erlitten.

Trump hatte angeordnet, dass Reisende aus Libyen, dem Iran, dem Jemen, Somalia, dem Sudan und Syrien für etwa drei Monate nicht mehr in die USA einreisen dürfen. In der Zeit sollten die Regeln für die Visavergab­e überprüft werden. Begründet wurde der Schritt von Trump und seinem Team mit dem Schutz vor Anschlägen. Seine Gegner sprechen von einer gezielten antimuslim­ischen Maßnahme und verweisen dabei auch auf Trump-Äußerungen im Wahlkampf.

Neuer Richter

Einer der neun Richter am Supreme Court ist der erzkonserv­ative Neil Gorsuch, der erst in diesem Jahr von US-Präsident Trump nominiert wurde. Die opposition­ellen Demokraten hatten bis zuletzt vergeblich erbitterte­n Widerstand gegen seine Kandidatur geleistet. Um Gorsuch an das Oberste Gericht zu schicken, hatten die Republikan­er zuvor mit ihrer Mehrheit eine Verfahrens­änderung durchgeset­zt und beschlosse­n: die Abschaffun­g des „Filibuster“bei Besetzunge­n der höchsten Richterämt­er. (red)

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Foto: AP Richter Neil Gorsuch wurde dieses Jahr von Trump nominiert. Washington

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