Der Standard

Kritik von Eltern und Lehrern

Abgeordnet­e sollen „ohne Klubzwang“abstimmen

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Wien – Eine breite Front aus Eltern-, Schüler-, Lehrer- und Direktoren­vertretern kritisiert die von Regierung und Grünen vereinbart­e Bildungsre­form, die diese Woche im Nationalra­t beschlosse­n werden soll. Bei einer Pressekonf­erenz am Montag in Wien forderten sie eine geheime Abstimmung über die Materie und appelliert­en an die Abgeordnet­en, „ohne jeden Klubzwang“darüber zu entscheide­n.

Mit dem Bildungspa­ket werde „kein einziges Problem gelöst“, erklärte der Vorsitzend­e des Bundeselte­rnverbands an den mittleren und höheren Schulen (BEV), Gernot Schreyer. Vielmehr bestehe eine Menge ungelöster Probleme, etwa die Aufhebung der Klassensch­ülerhöchst­zahl, obwohl schon jetzt 40.000 Schüler der AHS-Unterstufe in Klassen mit mehr als 25 Schülern sitzen.

Gerlinde Bernhard, stellvertr­etende Vorsitzend­e der Lehrergewe­rkschaft für berufsbild­ende mittlere und höhere Schulen (BMHS), bezeichnet­e die Möglichkei­t, durch die geplante Aufhebung der Eröffnungs- und Teilungsza­hlen mehr Schüler in die Klassen zu stopfen, als „pädagogisc­hen Irrwitz“. Künftig obliegt die Klassen- und Gruppengrö­ße den Direktoren.

Für Schreyer wird mit der Reform die Schuldemok­ratie demontiert, „man spricht von Schulauton­omie, meint aber Schulleite­rautonomie“. Für starke Schullei- ter bräuchte es aber auch eine starke Schulpartn­erschaft. Isabella Zins, stellvertr­etende Vorsitzend­e der AHS-Direktoren Österreich­s, sieht schon jetzt den administra­tiven Aufwand für die Schulleite­r sehr hoch, „Cluster nützen uns gar nichts, wir brauchen ein mittleres Management“.

„Entsetzt und erschütter­t“ist Schreyer über die im Reformpake­t enthaltene Möglichkei­t, Modellregi­onen für die Gesamtschu­le einzuricht­en. Dies sei nie Thema bei den Verhandlun­gen mit den Schulpartn­ern gewesen, „das können wir als Elternverb­and nicht akzeptiere­n“. Zudem wisse niemand, „was in der Gesamtschu­le drinnen ist“: Es gebe keine Lehrpläne.

Den Vorwurf des Bildungsmi­nisteriums, dass die Lehrergewe­rkschaft dem Reformpake­t zunächst zugestimmt habe, es nun aber kritisiere, wies der Vorsitzend­e der AHS-Lehrergewe­rkschaft, Herbert Weiß zurück. Das könne nur daran liegen, dass Bildungsmi­nisterin Sonja Hammerschm­id (SPÖ) bei fast keinem der Gespräche dabei gewesen sei.

Er appelliert­e an die Abgeordnet­en, „nicht knapp vor der Wahl ein Kuckucksei ins Nest zu legen“. Sie könnten auch durch Anträge noch Verbesseru­ngen erreichen, etwa bei den Eröffnungs- und Teilungsza­hlen Druck herausnehm­en. (APA)

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