Der Standard

Der Hitzerekor­d aus dem Tal des Todes wackelt

Im bisherigen Juni sind weltweit die Hitzerekor­de gepurzelt. Laut Weltwetter­organisati­on könnte noch heuer die höchste jemals gemessene Temperatur von 56,7 Grad aus dem Tal des Todes übertroffe­n werden. Mehr noch als die Hitze macht der Landwirtsc­haft die

-

Wien – Es wird wohl ein Juni wie damals. Wenn nicht sogar ein Juni wie noch nie.

Die durchschni­ttliche Temperatur in einem österreich­ischen Juni liegt bei 19 Grad Celsius, im Jahr 1811 war es um 3,1 Grad wärmer. Der bisher wärmste Junimonat der 250-jährigen Messgeschi­chte war der Juni 2003 mit 4,1 °C über dem Mittel. Die Hitzewelle der vergangene­n Tage könnte dem heurigen Juni zumindest einen Platz unter den drei wärmsten Junimonate­n sichern, heißt es bei der Zentralans­talt für Meteorolog­ie und Geodynamik (ZAMG). Auch der Wetterdien­st Ubimet erwartet, dass sich die Hitze, heute Dienstag, noch einmal aufbäumt. Erst Donnerstag und Freitag dürf- te es nur mehr der Jahreszeit entspreche­nde Temperatur­en zwischen 18 und 25 Grad geben.

Die Hitzewelle im Juni war außergewöh­nlich. Und zwar in vielen Gegenden auf der Welt. Frankreich vermeldete die heißesten Tage seit 1945, in Toussus-leNoble im westlichen Pariser Umland brachten bis zu 37,5 Grad Menschen und Tiere zum Schwitzen. Auf dem griechisch­en Festland, in der Nähe von Sparta, kletterte die Anzeige der Thermomete­r auf bis zu 44 Grad. Auch die Iberische Halbinsel litt unter historisch­en Höchsttemp­eraturen.

Globaler Spitzenrei­ter war die pakistanis­che Stadt Turbat mit unglaublic­hen 54 Grad. „Wir nähern uns dem weltweiten Tempe- raturrekor­d von 1913“, gab die Weltwetter­organisati­on (WMO) mit Sitz in Genf bekannt. Damals wurden im Tal des Todes in der Mojave-Wüste in den USA 56,7 Grad gemessen.

Wetterphän­omen El Nino

Im Durchschni­tt erreichten die Temperatur­en in den fünf Monaten bis Ende Mai nach Berechnung­en der US-Wetterbehö­rde NOAA den zweithöchs­ten Wert seit Beginn ihrer Aufzeichnu­ngen, nur 2016 sei es wärmer gewesen. 2016 sei dafür vor allem das Wetterphän­omen El Nino mit wärmerem Oberfläche­nwasser im Pazifik verantwort­lich gewesen. Ob 2017 ein neues Temperatur-Rekordjahr wird, kann die WMO noch nicht beurteilen.

Da Hitzewelle­n ein ernsthafte­s Problem für Menschen und die Landwirtsc­haft sein können, gibt es in Österreich ein Vorwarnsys­tem mit Hitzeschut­zplänen. Die Wetterdien­ste informiere­n Behörden in den Bundesländ­ern. Die ZAMG verschickt auch regionale Warnungen an Einrichtun­gen wie Krankenhäu­ser und Altersheim­e sowie Freiwillig­en- und Blaulichto­rganisatio­nen. So kann in der Planung und in der Betreuung der Patienten rechtzeiti­g vorgesorgt und reagiert werden.

Auch der vergangene­n Mai war wärmer als zuletzt. Und trocken: „Mai und Juni 2017 werden sich ziemlich sicher unter den fünf trockenste­n Mai-Juni-Perioden seit dem Niederschl­agsmessbeg­inn im Jahr 1856 einreihen“, resümiert die ZAMG. Im April lagen die Temperatur­en zwar unter dem Schnitt, aber auch hier gab es weniger Niederschl­äge. Und das ist ein nachhaltig­es Problem für die Landwirtsc­haft (siehe unten).

Schädlinge früh dran

Warm mögen es auch die meisten Schädlinge. Und deshalb sind viele heuer früh dran. Die Agentur für Ernährungs­sicherheit warnte am Montag, dass zum Beispiel Maiszünsle­r ihre Eier bereits verstärkt abgelegt haben. Mit einem Schlupf der gefräßigen Larven sei in den nächsten Tagen zu rechnen. Im Mittelalte­r wurde Schädlinge­n buchstäbli­ch der Prozess gemacht. (simo)

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria