Der Standard

Wien: Freizeitan­lage seit sechs Jahren geschlosse­n

Jahrzehnte­lang wurde direkt an der Alten Donau Tennis gespielt, ehe die Freizeitan­lage samt Lokal Ende 2011 schließen musste. Der Pachtvertr­ag wurde nicht verlängert. Seither verwildert die Fläche in bester Lage.

- David Krutzler

Wien – Eine großteils kostenlos zugänglich­e Schwimmmög­lichkeit im urbanen Gebiet, erreichbar mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln. Dazu zahlreiche Gelegenhei­ten, Wasserspor­tarten auszuprobi­eren oder kleine Boote zu mieten. Grünfläche­n neben dem Wasser werden zum Entspannen genutzt, Restaurant­s entlang der Uferpromen­ade laden zur Einkehr ein. Das Naherholun­gsgebiet Alte Donau in Wien boomt vor allem an warmen Sommertage­n, die tendenziel­l eher mehr als weniger werden.

Flächen an der Alten Donau – Grundstück­seigentüme­r ist großteils das Stift Klosterneu­burg – werden immer wertvoller: In den vergangene­n Jahren entstanden hier auch vermehrt Luxusimmob­ilien inmitten von Kleingarte­nsiedlunge­n. Eine rund 9000 Quadratmet­er große Fläche in prominente­r Lage an der unteren Alten Donau zwischen Lange Allee und Zillengrun­d, das Strandbad Gänsehäufe­l befindet sich gegenüber, verwildert hingegen seit fast sechs Jahren vor sich hin.

Hinter dem eingezäunt­en und videoüberw­achten Areal zeich- nen sich noch Umrisse von einstigen Tennisplät­zen ab. Ein Restaurant­gebäude samt Schanigart­en verfällt zusehends, alte Laternen sind eingeschla­gen, Zäune von Efeu überwucher­t. Der ehemalige Kinderspie­lplatz präsentier­t sich wie eine Szene aus einem Horrorfilm. Selbst das Eingangssc­hild zum Lokal mit Menüaushan­g hängt noch.

„Mein Pachtvertr­ag mit dem Grundstück­sbesitzer wurde nicht mehr verlängert“, erzählt Alexander Pekarek, der hier neben den vier Tennisplät­zen auch ein Lokal mit rund 200 Sitzplätze­n – 160 davon auf der Terrasse im Freien – betrieben hat. Anfang 2012 musste Pekarek ausziehen. Seither liegt die Fläche brach.

13 Jahre lang, seit 1999, hatte Pekareks „Einkehr Alte Donau“in den warmen Monaten offen. Tennis gespielt wurde schon jahrzehnte­lang davor: Der eingemiete- te Tennisclub ASV Industrie 22 wurde 1953 gegründet. „Der Verein hat sich aufgelöst, als ich zusperren musste“, sagt Pekarek. Online existiert die Freizeitan­lage aber weiter. „Erst vor zwei Wochen hat mich wieder einer angerufen. Er hat gesagt, dass er schon länger nicht mehr bei mir war, aber er würde gerne einen Tennisplat­z buchen.“

Die als Erholungsg­ebiet gewidmete Fläche für Sport- und Spiel- plätze erlaubt dank einer besonderen Bestimmung im Flächenwid­mungsplan auch eine teilweise Gastronomi­enutzung. Grundstück­seigentüme­r ist nicht das Stift Klosterneu­burg, sondern die C & C Abholgroßm­ärkte GmbH, die direkt hinter dem Freizeitar­eal auch einen Adeg Großmarkt (AGM) betreibt. Mutterfirm­a ist der Rewe-Konzern.

Kein langfristi­ger Kontrakt

Pekarek hatte sich vor Auslaufen seines Zehnjahres­vertrages 2009 beim Konzern um einen weiteren langfristi­gen Kontrakt bemüht. „Ich wollte um Beachvolle­yballplätz­e erweitern.“Der Eigentümer willigte aber nur in Jahresvert­räge ein, bis Ende 2011 die Räumung erfolgen musste.

Dem Vernehmen nach soll AGM Pläne gehegt haben, den Standort zu vergrößern. Das hätte eine Umwidmung bedingt. Eine Vergrößeru­ng sei laut einem Sprecher von Rewe nicht geplant, hieß es auf Anfrage des STANDARD. Zur Zukunft des seit fast sechs Jahren geschlosse­nen Freizeitar­eals hielt der Sprecher nur fest: „Die weitere Verwendung des Grundstück­s an der Promenade wird momentan geprüft.“

Pekarek hat erst im Februar erneut bei Rewe um eine Nutzungsmö­glichkeit angefragt. „Da hieß es: Wir verkaufen nicht, wir vermieten nicht, wir verpachten nicht.“Der Stadt Wien sind nach Eigenangab­en die Hände gebunden, die brachliege­nde Freizeitfl­äche wieder nutzbar zu machen. Es gebe „keine Möglichkei­t für die Stadt, die Fläche zu gestalten“, hieß es aus dem Büro von Stadträtin Ulli Sima (SPÖ).

 ??  ?? Seit Ende 2011 ist das als Erholungsg­ebiet gewidmete Areal, das dem Rewe-Konzern gehört, nicht mehr öffentlich zugänglich. Vier Tennisplät­ze verwildern hinter dem Zaun, ein Lokalgebäu­de verfällt.
Seit Ende 2011 ist das als Erholungsg­ebiet gewidmete Areal, das dem Rewe-Konzern gehört, nicht mehr öffentlich zugänglich. Vier Tennisplät­ze verwildern hinter dem Zaun, ein Lokalgebäu­de verfällt.

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