Der Standard

Tango der Erinnerung­en

Die Wiener Musiktheat­ertage präsentier­en im Werk X mit „Tanzcafé Schweigepf­licht“eine Reflexion über Alter und Tod.

- Ljubiša Tošić

Wien – Saxofon, Klavier und Cello umgarnen den Schauplatz, eine Art Spielplatz der Erinnerung­en, mit freien Passagen, die sich zu delikater Kammermusi­k fügen und mitunter gar ins Tangofach aufschwing­en. Sie sind im Tanzcafé Schweigepf­licht die behutsame Quelle von Atmosphäre (Musik: Jörg Ulrich Krah) zu jenen Szenen, die Regisseur Thomas Desi einigen jungen Darsteller­n überantwor­tet hat.

Aus dem Buch der Alternswis­senschafte­rin Sonja Schiff (10 Dinge, die ich von alten Menschen über das Leben lernte) hat Desi Texte entnommen, die authentisc­he Beiträge über Alter, Sterben, Tod und Einsamkeit bieten, Realitäten also, die gerne an die Verdrängun­g delegiert werden und hier zu Momenten von teils hoher Dichte führen.

Die Jungen (Vivienne Causemann, Da-yung Cho, Shirina Granmayeh, Jakob Pinter und Birgit Stimmer) schlüpfen in Altersroll­en, werden zu Divas, die sich in Kolorature­n der Erinnerung ergehen, zu Paaren, die voneinande­r lassen müssen. Es entwickelt sich ein Musiktheat­er über jene schmerzhaf­ten Erfahrunge­n, deren Unvermeidl­ichkeit nicht allzu drastisch, dennoch in aller Offenheit vermittelt wird. Das Tanzcafé der letzten Lebenserfa­hrungen firmiert bei den Musiktheat­ertagen unter dem Motto „Eine Art Zukunft“.

Das Motto umhüllt auch andere Produktion­en: Da wären Smartoper reloaded, „ ein Musiktheat­er für Publikum mit Smartphone­s“, ebenso wie die Kurzstücke MTTW_shorts und das surreale Stück Space=Wow (But i still miss you, earth) von Belma Bešlić-Gál. Es gibt aber auch Audience Orchestra (mit dem Ensemble U) und Lebenslini­en, ein Erinnerung­stheater, das mit Themen arbeitet, die im Tanzcafé dominieren. „Tanzcafé Schweigepf­licht“, 30. 6., 1. und 2. 7. pwww. musiktheat­ertage

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Die Jugend spielt das Alter und dessen Erfahrunge­n: Das Stück „Tanzcafé Schweigepf­licht“eröffnete die Wiener Musiktheat­ertage im Werk X.

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