Arabisches Interesse an Strabag
Rund um Hans Peter Haselsteiners Baukonzern gibt es wilde Spekulationen. Raiffeisen und Oligarch Deripaska könnten aussteigen. Ein Interessent steht schon länger ante portas: die saudische Asyad Holding.
Wien – Bei der Strabag werden die Karten neu gemischt. Nicht nur der russische Oligarch soll Ausstiegsgelüste haben, auch bei Raiffeisen wird ein Abschied von Europas sechstgrößtem Baukonzern mit gut 70.000 Mitarbeitern geprüft. Womit sich die Frage stellt: Wer hat künftig das Sagen? Bleibt die Vorherrschaft bei Hans Peter Haselsteiner, der die Gruppe geformt hat und dem 27 Prozent zuzurechnen sind?
Klar ist, dass die Eigentümerstruktur schon länger ein Thema ist. Insider bestätigen dem STANDARD Kontakte zu Investoren und strategischen Partnern schon seit rund einem Jahr. Offenbar kein leichtes Unterfangen. Haselsteiner hält die Zügel bei der Strabag auch seit seinem Abgang als Vorstandsvorsitzender fest in der Hand, was mehrere potenzielle Interessenten abgeschreckt haben soll. Und trotz einer massiven Ertragsverbesserung im Vorjahr – der Betriebserfolg wuchs um ein Viertel auf über 400 Millionen Euro – gilt ein Investment in den Konzern angesichts des Risikos bei Großprojekten als nicht allzu rentabel.
Das soll den Kreis der infrage kommenden Bieter merklich eingegrenzt haben. Nicht beeindrucken ließ sich davon eine saudiarabische Gruppe. Dem Vernehmen nach hat die in Jedda am Roten Meer ansässige Asyad Holding ein Auge auf das österreichische Unternehmen mit einer Bauleistung von 13,5 Milliarden Euro im Jahr 2016 geworfen. Die Gruppe wurde von Osama Al Sayed 1975 als Baufirma gegründet, expandierte dann in den Immobilien-, Finanz- und Investmentbereich, auch das Geschäft mit Privatfliegern zählt zum Portfolio. Letztere Sparte und das Hotel-Business haben die Asyad-Gruppe längst nach Europa gebracht, wo beispielsweise die Bulgari-Häuser in Rom und Paris zum arabischen Imperium gehören.
Verbindung nach Mekka
Letzter großer Coup von Osama al Sayed: Er erhielt den Auftrag zur Entwicklung und zum Betrieb des Flughafens Ta’if nahe der Pilgerstadt Mekka. Der Airport soll eine Kapazität von fünf bis acht Millionen Passagieren erreichen und 2020 in Betrieb gehen. Mit an Bord im Asyad-Konsortium ist der Flughafen München.
Ein Einstieg bei der Strabag würde für die Saudis viel Sinn ergeben, werden doch in Arabien riesige Infrastrukturausbaupläne gewälzt. Ein führendes Bauunter- nehmen als Partner, das überdies Erfahrung mit Betreibermodellen hat, wäre für Asyad ein großer Schritt bei der Expansion im Mittleren Osten. Geld spielt dem Vernehmen nach keine Rolle. Asyad soll bei Raiffeisen vorstellig geworden sein. Allerdings dürfte Haselsteiners Verbündeter noch abwarten, wie eine Gesamtlösung aussehen könnte. Vor allem die Uniqa soll in Kontakt mit den Saudis stehen, sie will dazu aber keinen Kommentar abgeben.
Dass die Sache recht komplex abläuft, liegt an der umfassenden Bindung der Großaktionäre. Haselsteiner, Oleg Deripaska und Raiffeisen halten je etwas mehr als ein Viertel der Strabag-Anteile. Sie haben sich über einen Syndikatsvertrag dazu verpflichtet, ihre Beteiligung vor einem Verkauf erst den Co-Aktionären anzubieten. Allerdings: Der Vertrag kann bis 30. Juni per Jahresende gekündigt werden. In den nächsten Tagen geht es also darum, entweder eine gemeinsame Lösung zu finden oder getrennte Wege zu gehen.
Was die Sache zusätzlich verkompliziert: das Übernahmerecht. Würde ein größeres Aktienpaket verkauft werden und sich das Syndikat ändern, müsste ein Übernahmeangebot gelegt werden. Haselsteiner gibt sich zu all diesen Spekulationen gelassen: „Ich wäre überrascht, wenn das Syndikat nicht fortgesetzt würde. Ich weiß es aber nicht sicher“, sagte er dem Standard.
Haselsteiners Lebenswerk
Insider gehen davon aus, dass Haselsteiner sein Lebenswerk nicht aus der Hand geben wird. Neben der emotionalen Verbundenheit mit der Strabag wäre da noch ein Argument für den Verbleib des Neos-Unterstützers als Kernaktionär: „Er braucht das Geld nicht“, wie ein Vertrauter Haselsteiners meint.
Bei Deripaska ist die Sachlage etwas anders: Er hat sich vom Bau- geschäft in Russland bereits getrennt, der Verkauf des StrabagAnteils wäre ein logischer Schritt, zumal die gemeinsamen Pläne nicht aufgingen. Allerdings: Der aus dem Aluminiumgeschäft stammende Oligarch hat 2007 bei seinem Einstieg 44 Euro je Aktie gezahlt. Derzeit liegt der Kurs bei rund 38 Euro. Einen Verlust möchte der Russe auf jeden Fall vermeiden. Er soll chinesische Interessenten für seinen Anteil an der Hand haben.
Bei Raiffeisen ist die Lage schwer einzuschätzen. An der Gerüchtebörse hieß es einmal, die Gruppe wolle aussteigen, um Eigenkapital zu schonen. Dann wird wieder ein Verbleib kolportiert. Möglicherweise gibt es auch unterschiedliche Beweggründe innerhalb des Sektors. Verteilt sind die Strabag-Aktien auf Uniqa und Raiffeisen Holding Niederösterreich Wien. Bei der Uniqa sollen die Exit-Ambitionen zuletzt etwas gesunken sein.