Der Standard

Bankenrett­ung kostet 3900 Jobs

Kritik aus Deutschlan­d an Italiens Bankenabwi­cklung

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Mailand/Berlin – Nach der Rettung von zwei norditalie­nischen Banken verlieren rund 3900 der 10.800 Beschäftig­ten ihren Arbeitspla­tz. Die Bank Intesa Sanpaolo, die sich die gesunden Unternehme­nsteile der Veneto Banca und Banca Popolare di Vicenza einverleib­t, wird 600 von 960 Filialen schließen. Sie übernimmt die Geschäfte zum symbolisch­en Preis von einem Euro.

Der Staat unterstütz­t die Rettung der beiden Krisenbank­en mit insgesamt bis zu 17 Mrd. Euro. Fünf Mrd. Euro davon fließen sofort, etwa für Abfertigun­gen der gekündigte­n Beschäftig­ten und die Einglieder­ung der beiden Regionalba­nken in die Großbank. Die übrigen zwölf Mrd. Euro werden gebraucht, um faule Kredite der beiden Banken abzuwickel­n.

Intesa Sanpaolo, die größte Privatkund­enbank des Landes, erklärte, mit der Übernahme würden „schwere soziale Folgen“ver- mieden – ohne ihr Einspringe­n wären die Veneto Banca und die Banca Popolare di Vicenza pleitegega­ngen. Ihr Engagement sichere Arbeitsplä­tze, die Ersparniss­e von zwei Millionen Haushalten und die Geschäfte von 200.000 Unternehme­n – und damit die Arbeitsplä­tze von drei Millionen Menschen in der Region.

Die milliarden­teure Auffanglös­ung für die zwei italienisc­hen Regionalba­nken auf Staatskost­en stößt bei deutschen Politikern indessen auf heftige Kritik. „Mit dieser Entscheidu­ng geleitet die Kommission die Bankenunio­n zum Sterbebett“, sagte der CSUEuropaa­bgeordnete Markus Ferber. Neue Regeln sollten nach der Finanzkris­e eigentlich verhindern, dass die Steuerzahl­er für marode Banken aufkommen müssen. Dieses Verspreche­n sei „mit dieser Nacht-und-Nebel-Aktion ein für alle Mal hinfällig“, so Ferber. (AFP/Reuters) Kommentar S. 28

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